Ich suche eine Wohnung in Hamburg. Sollte möglich sein, dachte ich, und hatte keine Ahnung.
Es ist nicht so, dass ich noch nie gewohnt hätte. Ich habe schon in vielen Wohnungen gewohnt. Da wäre das kleine Häuschen in Kyoto. Die Wände aus Holz, die Böden aus Reisstroh, die Türen aus Washi-Papier, in jedem Stockwerk ein Feuerlöscher. Oder der Altbau in Buenos Aires. Buntglas-Fenster, die weder Regen noch Geräusche draußen hielten. Abends trafen sich die Frauen aus dem Erdgeschoss auf einen Mate, und ich hörte sie bis in den dritten Stock lachen.
Seit fünf Jahren lebe ich aus dem Koffer. Er ist rot mit schwarzen Schnallen und hat nur zwei Rollen. In 22 Wohnungen habe ich ihn geschleppt. Ohne Mietvertrag, meist Ferienunterkünfte, manchmal heimliche Untermieten. Ist das das Nomadenleben, von dem alle träumen? Wahrscheinlich. Mit Betonung auf Made. Denn nichts anderes ist es, als sich eingequetscht in dem Leben eines anderen heimlich über dessen Vorräte herzumachen. Damit ist jetzt Schluss. Lasst mich in euren ach so verhassten goldenen Käfig. Ich bin auf Wohnungssuche. Einzug ab sofort.
Sie wollen weiterlesen?
Die Hinz&Kunzt-Verkäufer:innen sind das Herz unseres Projektes. Um den ganzen Text zu lesen, kaufen Sie bitte ein Magazin bei ihnen – erhältlich auf Hamburgs Straßen. Auswärtige können ein Abo abschließen.