Winternotprogramm : 42 Coronafälle – 150 Obdachlose in Quarantäne

Blick in ein Mehrbettzimmer im Winternotprogramm in der Friesenstraße. Archivbild: Mauricio Bustamante.

Das Gesundheitsamt stellt eine Notunterkunft für Obdachlose in Hamburg für mindesten zwei Wochen unter Quarantäne. Zuvor waren 42 Personen positiv auf eine Corona-Infektion getestet worden.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Aus einzelnen Corona-Infektionen im Hamburger Winternotprogramm für Obdachlose ist inzwischen ein Ausbruch mit dutzenden Erkrankten geworden. Wie die Gesundheitsbehörde am Freitagabend mitteilte, sind bei PCR-Tests in der Sammelunterkunft in der Friesenstraße 42 Personen positiv getestet worden. Es bestehe der Verdacht, dass sie sich mit der infektiöseren Coronavariante „B.1.1.7.“ angesteckt haben. Am Donnerstag waren durch Schnelltests zunächst Infektionen bei sechs Obdachlosen aufgefallen.

Nach Angaben der Behörde sind die positiv getesteten in Quarantänestandorte der Stadt verlegt worden. Vorsichtshalber seien außerdem alle 150 Bewohner*innen der Unterkunft für mindestens zwei Wochen unter Quarantäne gestellt worden. Begründet wird dies mit einem „diffusen Ausbruchsgeschehen und engen Kontakten“. Sie werden vom Unterkunftsbetreiber Fördern und Wohnen betreut und versorgt und sollen in den kommenden Tagen erneut getestet werden.

Virologe über Winternotprogramm
„Das ist ein Rezept für ein Desaster“
Nachts in Großunterkünften mit bis zu 400 Betten schlafen und tagsüber in Aufenthaltsstätten mit 200 Plätzen sein – das kann in Zeiten der Pandemie nicht gut gehen, sagt der Virologe Friedemann Weber.

Zuletzt hatte das Gesundheitsamt im März 2020 eine häusliche Isolation für die Bewohner*innen der Einrichtung verhängt, nachdem bei einem Bewohner eine Corona-Infektion festgestellt worden war. Seitdem hatte es immer wieder einzelne Infektionen gegeben, ein größerer Ausbruch ist bislang jedoch nicht bekannt geworden. Kritiker*innen hatten immer wieder vor der Ansteckungsgefahr in den Mehrbettzimmern des Winternotprogramms gewarnt.

„So ein großer Ausbruch war abzusehen. Es war nur eine Frage der Zeit.“– Stephan Karrenbauer, Hinz&Kunzt

„Wir sind keine Besserwisser, aber so ein großer Ausbruch war abzusehen“, kommentiert Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Es war nur eine Frage der Zeit.“ Den erkrankten Obdachlosen wünscht Hinz&Kunzt schnelle Genesung.

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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