Rocko Schamonis Autobiografie ist eine Hommage an einen unsicheren jungen Mann und ein längst vergangenes Hamburg. Ein Treffen mit dem Künstler in der Schanze.
Das Hamburger Schanzenviertel, Anfang April. Mit dickem Mantel, Schal, Mütze und Regenschirm ist er kaum zu erkennen: Rocko Schamoni ist inkognito unterwegs. Er sieht etwas abgehetzt aus. Gerade kommt er aus Wien, wo er in einer Satire-Fernsehsendung zu Gast war; zuvor hat er in Berlin eine Grusel-Comedyserie gedreht, in der er einen Vampir spielt. In wenigen Tagen wird sein neuer Roman erscheinen, eine Art Autobiografie. „Pudels Kern“ behandelt Schamonis Zeit als lebenshungriger, nervöser, unglücklicher Heranwachsender in der unbekannten Großstadt. Die Handlung setzt 1986 ein und endet im Sommer 1991; an dem Tag, an dem der von ihm gegründete „Golden Pudel Club“ in einer neuen Heimat an der Hafentreppe eröffnet.
Schamoni ist heute ein Hamburger Autor, Theatermacher, Musiker, Veranstalter, Schauspieler und Komiker. „Es klingt ein bisschen angeberisch“, sagt er, nun in einem Café in der Schanzenstraße sitzend, „aber wenn mich jemand fragt, sage ich: ‚Ich bin Künstler.‘ In erster Linie bin ich Fan, und erst dann Künstler. Ich versuche, Dinge zu machen, für die wiederum andere dann Fan sein können.“
Über mangelnde Bekanntheit kann Schamoni, der eigentlich Tobias Albrecht heißt, nicht klagen. Die ARD hat gerade erst die vierteilige „Rocko Schamoni Supershow“ veröffentlicht, eine zwischen ernstem Talk-Format und ironischer Tour-Dokumentation pendelnde Serie. Er hat ein Dutzend Alben veröffentlicht, seine Studio-Braun-Sketche sind Kult, die Premieren-Vorstellungen am Schauspielhaus waren stets ausverkauft, und sogar der Aufkleber „Spiegel Bestseller-Autor“ prangt auf dem Probedruck seines neuen Buches.
In Hamburg wird Schamoni, der locker 1,90 Meter misst, auf der Straße häufig erkannt und angesprochen. Also werden die Fotos in einem Raum neben der „Hanseplatte“ gemacht, einem ihm eng verbundenen Plattenladen.