Landgericht Berlin : Haftstrafe nach Brandanschlag auf Obdachlose

Nach dem Brandanschlag auf zwei Obdachlose in Berlin übernahm die Mordkommission noch in der Nacht die Ermittlungen am Tatort. Foto: Spreepicture

Weil er zwei Obdachlose mit Benzin übergossen und angezündet hat, verurteilte das Landgericht Berlin einen 48-Jährigen wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von acht Jahren. Einer der Männer war an den Folgen gestorben.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Der Brandanschlag auf zwei Obdachlose am Berliner S-Bahnhof Schöneweide hat für den Täter jetzt strafrechtliche Konsequenzen: Das Landgericht Berlin verurteilte den 48-jährigen Aleksandr T. am Donnerstag zu einer Haftstrafe von acht Jahren wegen Totschlags, versuchtem Totschlag und gefährlicher Körperverletzung (Aktenzeichen 530 Ks 18/18). Das Urteil fiel milder aus, weil der T. zur Tatzeit betrunken war und ist noch nicht rechtskräftig.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass T. am 22. Juli 2018 die beiden Obdachlosen Lothar und Andreas mit Benzin übergossen und angezündet hatte. Er habe aus Verärgerung über einen vorangegangenen Streit gehandelt. Der Berliner Tagesspiegel berichtet, dass der Schlosser T. sich häufig zum Trinken an dem S-Bahnhof im Stadtteil Treptow aufgehalten habe. Auch bei dem Streit war es demnach um Alkohol gegangen: Die beiden Obdachlosen hätten nicht mit ihm teilen wollen.

Andreas starb nach monatelangem Koma

Beide Männer erlitten bei dem Angriff schwere Verbrennungen. Der 47-Jährige Andreas wurde so schwer verletzt, dass er nach monatelangem Koma im November an den Folgen im Krankenhaus verstarb. Das sei „unzweifelhaft die Folge der Handlungen des Angeklagten gewesen“, urteilten die Richter.

Viel Solidarität mit angezündeten Obdachlosen
Nach Brandanschlag in Berlin
Viel Solidarität mit angezündeten Obdachlosen

Aleksandr T. hatte in der Verhandlung behauptet, er sei gestolpert und habe die beiden Obdachlosen aus Versehen in Brand gesetzt. Das bezeichneten die Richter als abwegig, zudem habe die Beweisaufnahme diese Aussage widerlegt.

Nach dem Brandanschlag hatten die beiden Opfer viel Solidarität erfahren. An einer Mahnwache hatten sich kurz darauf 200 Menschen beteiligt. Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) sprach im Inforadio vom rbb von einem „bestialischen Mordversuch“. Die Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) hatte die beiden Männer sogar im Krankenhaus besucht. Bei Twitter schrieb sie: „Solidarisiert euch! Sie gehören zu uns!“

Am Tag des Urteils brennt ein Zelt

Ausgerechnet am Tag der Urteilsverkündung gab es in der Hauptstadt offenbar einen weiteren Brandanschlag auf einen Obdachlosen. Wie die Polizei berichtet, habe ein 53-Jähriger im Stadtteil Charlottenburg am Morgen bemerkt, dass sein Zelt brannte. Er habe gemeinsam mit einem Passanten die Flammen löschen können, allerdings seien diverse Gegenstände zerstört worden. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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