Siebeneinhalb Stunden Schlaf brauchen Menschen im Schnitt. Wie wenig bekommt man draußen auf Platte? Drei Obdachlose haben drei Nächte lang Schlaftracker getragen.
Sven legt eine große Pappe auf den Asphalt. Seine Freundin Esra breitet darüber eine Plane aus. Die dritte Schicht bilden zwei Isomatten. Über sie kommen dünne Decken, dann die Schlafsäcke. Als letztes drapiert Sven zwei Kissen am Kopfende.
Der Aufbau ihres Schlafplatzes dauert nicht länger als fünf Minuten. Er verläuft wortlos, routiniert. Seit zwei Jahren machen sie zusammen Platte. In Jeans, Kapuzenpullis und Winterjacken kriechen sie in ihre Schlafsäcke. „Schatz, du pennst auf der Straße. Setz deine Mütze auf!“ Esra knufft ihren Freund in die Seite. Der grinst und gehorcht.
Ihr Lager unter einem Vordach in der Innenstadt wird permanent von Lampen beleuchtet. Um einschlafen zu können, zieht Sven den Schlafsack bis übers Gesicht. Esra zeigt auf eine fette Ratte, die ein paar Meter entfernt über den Bürgersteig läuft. „Die Viecher sind überall. Macht’s Einpennen nicht leichter“, sagt die 42-Jährige.
Um zumindest etwas Schlaf zu bekommen, bevor der Lärm der umliegenden Baustellen und Straßen wieder einsetzt, liegen die beiden bereits um kurz vor neun in ihren Schlafsäcken. Wie wenig sie nachts schlafen, können sie nicht einschätzen. Nur eines wissen sie sicher: „Viel ist das nie.“ Um es herauszufinden, willigen sie ein, drei Nächte lang Uhren zu tragen, die ihre Schlafdauer aufzeichnen.
Der Tracker misst auch die Außentemperatur: Acht Grad zeigt das Display an Svens Handgelenk an diesem Märzabend. „Na immerhin. Die letzten Nächte waren kalt.“ Doch auch wenn es wärmer wird: „Wir schlafen unruhig“, sagt der 43-Jährige und zuckt die Achseln. „Aber was soll man machen?“ Im Winternotprogramm haben sie es nicht mehr versuchen wollen, seit sie vor zwei Jahren nach einem Streit rausgeflogen seien.