Chorleiterin und Dirigentin Suely Lauar : „Musik ist eine Herzenssprache“

Suely Lauar ist brasilianische Hamburgerin mit einem Herz für Musik und Soziales. Foto: Imke Lass

Nicht singen können? Gibt’s nicht, findet Chorleiterin und Dirigentin Suely Lauar und lädt zum Benefiz-Mitsing-Konzert mit ihrem Chor „Singing Sues“ ein.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Wenn Menschen gemeinsam singen oder musizieren, entstehe etwas Großes, davon ist Suely Lauar fest überzeugt. „Die Kraft des Klangkörpers, die Harmonie ist unvergleichlich“, findet sie. Ihre Aufgabe als Dirigentin sei es, die Stimmung im Orchester oder Chor zu erspüren, klare Ansagen zu machen und buchstäblich den Ton anzugeben. „Wenn ich dirigiere, dann sehe ich den Menschen im Ganzen und bin in ihn verliebt. Ich will seine Leistung und Stimme bis zum letzten Tropfen!“

Auf diese Herausforderung haben sich die 50 Mitglieder des gemischten Chors „Singing Sues“ eingelassen. „Wir respektieren die Musik und vertrauen einander. Diese Arbeit ist ein gemeinsamer Prozess, ein Abbau der Grenzen, sehr emotional“, sagt Suely stolz. Beim Singen gehe es um das Erkennen des eigenen Potenzials, um Selbstver­trauen. „Jeder Mensch hat zu Beginn ­seines Lebens eine reine Stimme. Ich möchte dieses Gold wieder hervor­holen, diese Freude daran, den eigenen Ton wiedergefunden zu haben. Musik ist eine Herzenssprache.“

Musikalität liegt bei ihr in der Familie. Suely wuchs in Brasilien in ­armen Verhältnissen mit fünf Geschwistern und musikbegeisterten Eltern auf. Die Mutter, eine Schneiderin, nähte ihr eine Klaviertastatur aus Stoff, damit sie zu Hause üben konnte. Dann geschah ein Wunder: Der Vater, ein Lkw-Fahrer, fand mit Kollegen den drittgrößten Aquamarin, der in Brasilien je gefunden wurde, erinnert sich Suely. Sein Anteil am Verkaufserlös des Edelsteins reichte, um ein Haus zu bauen, ein Auto zu kaufen – und ein Klavier. „Wir waren über Nacht reich“, sagt Suely. „Aber was macht man mit Geld? Wir wussten gar nicht, was reich sein bedeutet.“

Benefizkonzert

Sa, 13. April, 19.30 Uhr, Kulturkirche Altona, Max-Brauer-Allee 199. 14 Euro (VVK)/19 Euro. Der gesamte Erlös geht an Hinz&Kunzt. Infos und Tickets: www.singingsues.de

Sie begann ein Medizinstudium, „aber mein Herz war nicht dabei. Mein Professor sagte damals: ‚Kümmere dich um die Seele der Menschen, nicht um die Körper.‘“ Also nahm sie Privat­unterricht, bestand die Aufnahme­prüfung an der Musikhochschule in Belo ­Horizonte und schloss ihr Stu­dium mit Auszeichnung ab. „Ich habe in der männlich geprägten Orchesterwelt als Frau sehr gekämpft“, resümiert sie ihre Karriere.
Der Liebe wegen kam sie 2001 nach Deutschland, gewann zahlreiche ­Musikpreise, war jahrelang Gesangscoachin beim Musical „König der Löwen“ und arbeitet nun als Chorleiterin, ­Gesangslehrerin und Pianistin.

Drei Chöre leitet die Mutter zweier erwachsener Kinder zurzeit, und wenn sie sich etwas wünschen sollte, dann wäre es wohl mehr Chornachwuchs, vor allem bei den Männerstimmen: „Dann müsste ich nicht mehr alle ­Arrangements selbst schreiben, damit es funktioniert.“

Für Hinz&Kunzt ein Benefizkonzert zu veranstalten, ist schon lange ihr Herzenswunsch: „Ich habe mich gefragt: Was kann ich als Mensch für andere tun? Das ist einfach in mir drin. Ich kann meine Musik anbieten, mit der Unterstützung des Chors.“ Was ihr bei der Arbeit mit ihrem Chor am meisten Freude macht? Da muss ­Suely Lauar nicht lange überlegen: „Die Harmonie macht den Klang. Wie kannst du mit mir singen, wenn du mich ablehnst? Das geht nicht.“

Artikel aus der Ausgabe:

Gut geschlafen?

Wie schlecht Obdachlose schlafen – und was das für ihre Gesundheit bedeutet. Wieso es im Stadtteil Niendorf Widerstand gegen neue Hilfseinrichtungen gibt. Außerdem: Besuch im Zusatzstoffmuseum und Interview mit Kettcar-Bassist Reimer Burstorff.

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