Um Obdachlose besser zu erreichen, soll es in Hamburg mehr Straßensozialarbeiter:innen geben. Sie sollen mit der Polizei kooperieren und Hilfen mit Nachdruck anbieten.
Mehrere Jahre lang hat die Sozialbehörde zusammen mit Verbänden daran gearbeitet, nun ist es fertig: Mit einem neuen Konzept für die Straßensozialarbeit will die Hamburg Obdachlose künftig besser erreichen und Hilfen stärker koordinieren. Ein Kernpunkt des finalen Konzepts ist eine personelle Stärkung der Straßensozialarbeit: Bis 2030 sind mindestens zwei volle Stellen pro Bezirk geplant.
Zudem sollen neue Koordinationsstellen für Hilfsangebote nach dem Vorbild des Social Hub am Hauptbahnhof entstehen und Obdachlose „aktivierend” angesprochen werden. „Wir finden uns nicht mit der Verfestigung von Obdachlosigkeit ab. Zukünftig werden wir mit einem stärker aufsuchenden, aktivierenden und beharrlichen Ansatz in der Straßensozialarbeit in unserer Stadt arbeiten“, sagte Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD).
Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Hamburg (AGFW), dem Zusammenschluss der Hamburger Wohlfahrtsverbände, begrüßt zwar die geplante personelle Stärkung der Straßensozialarbeit und auch, dass Straßensozialarbeiter:innen künftig direkte Zugänge in Behörden erhalten sollen, um Wartezeiten zu verkürzen. Die im Konzept formulierte „Beharrlichkeit“ in der Ansprache sieht Geschäftsführerein Sandra Berkling hingegen kritisch: „Es wird nicht funktionieren, Lösungen vorzugeben oder Druck auszuüben. Eine beharrliche Ansprache, wie sie das Konzept vorsieht, konterkariert den fachlichen Ansatz der Straßensozialarbeit und wird ins Leere laufen“, sagt sie.
Kritisch sieht die AGFW zudem die im Konzept vorgesehene „verbindliche Zusammenarbeit mit den Ordnungs- und Sicherheitsbehörden“. Der Verband fürchtet, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Obdachlosen und Straßensozialarbeiter:innen hierdurch Schaden nimmt. Das hatte kürzlich auch schon die Landesarbeitsgemeinschaft Straßensozialarbeit kritisiert. Zudem wird das größte Problem in den Augen der AGFW durch das neue Konzept nicht gelöst: Fehlende Unterbringungs- und Versorgungsmöglichkeiten für Obdachlose. „Das Kernproblem bei der Bekämpfung von Obdachlosigkeit ist, dass Straßensozialarbeitende den Menschen keine echten Zukunftsoptionen anbieten können“, so Sandra Berkling.
Die Stadt will die geplanten Maßnahmen nun Stück für Stück umsetzen. Bei Bedarf werde das Konzept fortgeschrieben und angepasst. In die weitere Entwicklung sollen auch Erfahrungen aus Städten wie Wien, Zürich und Berlin fließen.