In wenigen Wochen will die Hamburger Sozialbehörde ein neues Konzept für die Straßensozialarbeit vorstellen. Im Vorfeld hagelt es Kritik von Sozialarbeiter:innen und der Linksfraktion.
Das neue Konzept für die Straßensozialarbeit soll den Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit der Bundesregierung unterstützen, heißt es im Entwurf der Hamburger Sozialbehörde, der Hinz&Kunzt vorliegt. Es soll also dabei helfen, Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 zu überwinden. So soll zum Beispiel der „Social Hub“ am Hauptbahnhof durch weitere bezirkliche Koordinierungsstellen ergänzt werden. Für diese sollen „Fast Lanes“ eingerichtet werden, um Behörden wie das Jobcenter oder die Fachstellen für Wohnungsnotfälle besser zu erreichen. Und anstatt einer halben Stelle pro Bezirk derzeit sollen künftig in drei Bezirken je zwei Straßensozialarbeiter:innen in Vollzeit arbeiten.
Die Sozialbehörde will sich auf Nachfrage zu dem Entwurf noch nicht äußern. Bei denen, die das Konzept umsetzen sollen, stößt es auf Kritik. Laut dem Entwurf sollen Straßensozialarbeiter:innen künftig „beharrlich“ auf Obdachlose zugehen. Die LandesArbeitsGemeinschaft Straßensozialarbeit (LAG Straso) kritisiert das: Druck auszuüben sei nicht zielführend. Der führe zur Ablehnung angebotener Hilfen, heißt es in einer Stellungnahme. Zudem werde im Konzeptentwurf nicht ausreichend berücksichtigt, dass der Anteil der psychisch kranken Menschen auf der Straße steigt, so die LAG.
Ein weiterer Kritikpunkt: Neue Koordinierungsstellen nach dem Vorbild des Social Hubs am Hauptbahnhof sollen künftig ein sogenanntes Lagebild erfassen. Sozialarbeiter:innen befürchten, dass Hilfe für obdachlose Menschen dadurch erschwert wird. „Wenn dies zu einer vermehrten Polizeipräsenz an den Aufenthaltsorten führt, hat das zur Folge, dass die Adressat:innen aus Sorge vor Verdrängung den Straßensozialarbeitenden nicht mehr mitteilen werden, wo sie sich aufhalten“, schreibt die LAG Straso in ihrem Statement. Dies sei jetzt schon oft der Fall. Ihr Appell: „Straßensozialarbeit darf nicht zu einem Instrument der Ordnungspolitik gemacht werden.“
Kritik kommt auch von der Hamburger Linksfraktion. Deren sozialpolitische Sprecherin Olga Fritzsche bemängelt, dass künftig nicht mehr alle Bezirke mit Straßensozialarbeiter:innen besetzt werden sollen. In Bergedorf, Eimsbüttel, Wandsbek und Hamburg-Nord sollen vorerst mobile Hilfen wie zum Beispiel das neue „Streetwork-Mobil“ ausreichen. „Das reißt gewachsene Strukturen ein, zerstört Vertrauen und lässt Menschen im Stich, die auf verlässliche Ansprechpersonen angewiesen sind. Eine dringend nötige Aufwertung der Straßensozialarbeit wird so ins Gegenteil verkehrt“, sagt Fritzsche.