Hilfe für Obdachlose : Winternotprogramm startet mit 760 Plätzen

Die Standorte des Winternotprogramms, wie hier in der Kollaustraße, sollen wegen Corona ganzjährig als Notunterbringung für Obdachlose dienen. Foto: SIM.

Wie in den Vorjahren öffnet am 1. November das Winternotprogramm der Stadt. Neu ist der Standort an der Kollaustraße. Altbekannt die Kritik: Wieder bleiben die Unterkünfte tagsüber geschlossen, Hunde sind verboten und das Programm ist nicht für alle Obdachlosen offen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Das Winternotprogramm für Obdachlose startet in diesem Jahr mit 760 Übernachtungsplätzen. Das sind etwa 100 Plätze weniger als im vergangenen Jahr. Am meisten Platz (400 Betten) gibt es am Standort Friesenstraße (Hammerbrook). Hier stehen vor allem Mehrbettzimmer zur Verfügung, aber auch Zimmer für Pärchen und die Unterkunft ist behindertengerecht. Hunde sind hier jedoch nicht erlaubt – ebenso wenig wie am zweiten Standort.

Als Ersatz für die inzwischen geschlossene Unterkunft Schaarsteinweg am Baumwall nutzt die Stadt nun Container in der Kollaustraße in Lokstedt. Hier lebten früher Geflüchtete. 250 Plätze stehen zunächst bereit. Man könne hier aber noch aufstocken. Auf der Homepage der Sozialbehörde ist eine Kapazität von bis zu 294  Plätzen angegeben. Ihre Sachen können die Nutzer an beiden Standorten in verschließbaren Schränken lagern.

Wie die Sozialbehörde mitteilt, wird ein kostenloser Bus-Shuttle zum Winternotprogramm in Lokstedt eingerichtet: Er verkehrt abends von der Friesenstraße in die Kollaustraße. Morgens fährt der Bus die Nutzer zurück in die City.

Tagsüber geschlossen

Auch in diesem Jahr müssen die Menschen tagsüber wieder das Winternotprogramm spätestens morgens um 9.30 Uhr verlassen. Erst um 17 Uhr öffnen die Standorte wieder. Mehrere Online-Petitionen und Vorstöße der Linken sowie ein Offener Brief von Initiativen und Einzelpersonen aus der Wohnungslosenhilfe ändern daran bis dato nichts.

Traditionell besonders begehrt sind hingegen die 110 Containerplätze, die in Kirchengemeinden, bei der HAW und bei der Evangelischen Hochschule für Sozialpädagogik aufgestellt werden. Sie können für die Dauer des gesamten Winternotprogramms bis Ende März von den Menschen genutzt werden – tagsüber raus muss hier auch niemand. Die Vergabe dieser Containerplätze findet am 30. Oktober in der TAS Bundesstraße statt.

Wärmestube für die Abgewiesenen

Die Sozialbehörde weist in ihrer Mitteilung auch auf die Wärmestube in der Hinrichsenstraße hin, in der zusätzlich rund 100 Plätze nachts zur Verfügung stehen. Dort gibt es aber keine Betten. Dorthin müssen Osteuropäer ausweichen, die nach Ansicht der Sozialbehörde keinen Anspruch auf einen Schlafplatz haben, etwa weil sie  in ihren Herkunftsländern eine Unterkunft hätten. Die Wärmestube steht an den Wochenenden und Feiertagen zudem als Tagesaufenthaltsangebot zur Verfügung.

Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.

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