Hauskauf für die gute Sache: Die Macher des „Nørden“-Festivals in Schleswig bringen von Streetartist:innen bemalte Minihäuser unter ihr Publikum – der Erlös geht auch an Hinz&Kunzt.
Der Prototyp ist etwa schuhschachtelgroß und wirkt auf den ersten Blick ziemlich abgerockt. Graubrauner nackter Beton, blinde oder kaputte Fenster, die Haustür fehlt – wie ein seit Jahren verlassener Wohnort. Aber dann zaubert Marno Happ eine Taschenlampe herbei und stülpt das Minihaus über die Lichtquelle. Sofort ändert sich die Anmutung, bekommt die Behausung etwas Warmes und Mystisches. Und das ist erst der Anfang.
„Wir sind selber total gespannt, was da am Ende alles bei rauskommt“, sagt Manfred Pakusius, 61, gemeinsam mit Marno Happ, 44, Geschäftsführer der Agentur „hejnorden“ in Eimsbüttel, die sich auf Kunst- und Kulturveranstaltungen mit nachhaltigem Ansatz spezialisiert hat. Der Hauptjob der Agentur ist die Organisation des Spätsommerfestivals „Nørden“ – einem bunten Mix aus Musik und Kunst; vergangenes Jahr kamen knapp 40.000 Besucher:innen. Teil des diesjährigen Festivals wird das Charity-Kunstprojekt „Light Houses“ sein (siehe Kasten), eine Ausstellung von insgesamt 30 Schuhschachtelhäusern, die gerade noch in Arbeit sind. Nur: Mit dem nackten Prototypen werden sie nichts mehr gemein haben – jedes einzelne wird künstlerisch einzigartig veredelt durch bekannte Streetartist:innen wie „Aqua Gringo“ oder „Schaffenslust“ aus Hamburg, aber auch durch Studierende der Kunstskole Sønderborg, dem dänischen Kooperationspartner dieses Bürger-Projekts. Den „Rohbau“-Prototyp entwickelte der Hamburger Streetartist Markus Becker, in der Szene besser bekannt als „concrete.vandalism“ – er stellte auch die Kontakte zu seinen Kolleg:innen her.
Pakusius ist ein erfahrener Eventprofi, seit 1993 im Geschäft, und ein politischer Mensch ist er auch. „Da wir unsere Veranstaltungen meist auf öffentlichen Plätzen machen, ist mir der Kontakt zu Menschen in der Obdachlosigkeit immer vertraut“, sagt er. „Hinz&Kunzt begleitet mich deshalb schon seit meiner Anfangszeit.“ Seit vielen Jahren gehört der Mitgründer und spätere Geschäftsführer der „altonale“ zum Hinz&Kunzt-Freundeskreis, hat schon einige Aktionen für das Straßenmagazin gestartet. Die für das aktuelle Festival-Spendenprojekt angefragten Künstler:innen, sagt Happ, seien „sofort Feuer und Flamme“ gewesen. Und die Idee mit den Häusern passe doch wie die Faust aufs Auge, findet Pakusius: „Mit einem Dach überm Kopf kannst du eben viel Gutes bewirken.“