Hamburg Giants : Boxer mit großem Herz für Obdachlose

#DankeHamburg
Arm in Arm gegen die Kälte: In der Boxhalle in Alsterdorf bietet Raiko Morales (Zweiter von links) Obdachlosen Hilfe an. Foto: Mauricio Bustamante

Vergangene Nacht sanken die Temperaturen auf minus 13 Grad. Zum Glück öffneten Boxer ihre Halle. Dadurch fanden Obdachlose Schlaf im Warmen, denen die Stadt Hamburg ein Bett verwehrt.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Es ist nicht so, dass Raiko Morales nicht genug zu tun hätte. Am Wochenende tritt sein Team zum vorentscheidenden Derby in der Bundesliga des Deutschen Boxsportverbandes an. Statt sich mit der Planung der Auswärtsfahrt nach Schwerin zu beschäftigen, steht der Geschäftsführer der Hamburg Giants aber noch immer in der kleinen Teeküche der Boxhalle und kocht Tee und Kaffee.

Es ist 20.45 Uhr. Das offizielle Training zu Ende. Raiko Morales wird trotzdem erst tief in der Nacht Schlaf finden. Denn jetzt beginnt in der kleinen Trainingshalle neben der Alsterdorfer Sporthalle das „Mitternachtstraining“: ein Hilfsangebot für Obdachlose.

Draußen herrscht strenger Frost

Minus acht Grad zeigt das Thermometer an. „Ich saß am Wochenende Zuhause vor dem Fernseher – schön warm eingepackt – und habe einen Bericht über den Mitternachtsbus und Obdachlose gesehen“, erzählt der 34-Jährige. „Da wurde mir klar, dass wir helfen müssen.“

Zwei Tage später öffnete Morales zusammen mit dem Hamburger Boxverband die Türen der Boxhalle. Während der Nacht dürfen Obdachlose auf Matten schlafen. Im Warmen. Sechs Obdachlose nutzten das Angebot. Raiko Morales und sein Cousin hielten Nachtwache. „Wir haben abwechselnd geschlafen, morgens dann alle zusammen gefrühstückt und anschließend bin ich zur Arbeit gefahren“, erzählt Morales.

Nach vielen Nächten auf der Straße freuten sich rumänischen Obdachlose über warmes Essen, Getränke und einen ruhigen Schlafplatz. Foto: Mauricio Bustamante

Am zweiten Abend des Hilfsprogramms sind es bereits neun Obdachlose, die den Weg nach Alsterdorf gefunden haben. Es sind völlig verarmte Rumänen, die aus der Nähe von Bukarest stammen. Sie sprechen nur Rumänisch. Mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Deutsch vermitteln sie, dass sie anfangs im Winternotprogramm am Baumwall schliefen. Mit einer Wischbewegung verdeutlicht Ion, einer der Rumänen, dass man sie rausgeschmissen hätte.

„Es ist einfach so kalt, da muss man seine Türen öffnen und helfen.“– Raiko Morales

Tatsächlich wurde in diesem Winter 124 Obdachlosen der Zutritt zu den Schlafstätten des Winternotprogramms verwehrt. Die Stadt hat für den Notfall eine Wärmestube geöffnet. Dort gibt es keine Betten. Eine Sprecherin des Unterkunftsbetreibers betont allerdings, dass man nur Menschen von den Schlafstätten abweise, die „Selbsthilfemöglichkeiten haben“. Ion und die anderen Obdachlosen aus der Boxhalle schliefen seit dem Rausschmiss draußen auf der Straße.

Die Gäste in der Boxhalle hätten am ersten Abend eine einzige Wurst mitgebracht, erinnert sich Morales. „Die haben sie mit uns geteilt und wir haben dann noch Käse und Brötchen beigesteuert.“ Jetzt, am zweiten Abend, gibt es sogar einige Kleiderspenden für die Obdachlosen, denen die Stadt Hamburg ein warmes Bett im Erfrierungsschutz vorenthält.

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„Es ist ja nur ein kleines Hilfsangebot, das wir hier unterbreiten“, sagt Morales. Die Obdachlosen hätten bereits leichte Erfrierungen an den Händen gehabt. „Es ist einfach so kalt, da muss man seine Türen öffnen und helfen.“ Sein Verein könne leider nur kurzfristig helfen. „Ich hoffe daher, dass andere unserem Beispiel folgen“, sagt Morales und fügt mit einem Zwinkern an: „Boxen ist ja schließlich nicht die einzige Hallensportart.“

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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