Wenn sie nicht gerade in einer Notunterkunft schlafen, leben Kevin und Christin in Hamburg auf der Straße. Was das Leben ohne Wohnung im Rollstuhl bedeutet.
Kevin hält vor einem Geschäft in der Spitalerstraße und legt die Bremse ein. Mühsam stützt er sich mit seinem Arm aus dem Rollstuhl hoch. Sein schmaler Körper zittert. Wenn er noch draußen schlafen müsste, bliebe ihm jetzt nichts anderes übrig, als sich auf den Asphalt fallen zu lassen, sagt der 44-Jährige. Fast zwei Jahre lang habe er so auf seine Platte kommen müssen. Nach der Demonstration lässt er sich zurück in seinen Rollstuhl plumpsen. Seit ein paar Monaten übernachtet Kevin in der Friesenstraße, einer städtischen Unterkunft, die sehr kranken Obdachlosen Schutz bieten soll. Dort teilt er sich mit zwei anderen Männern ein Zimmer. „Bei dem einen ist das Bein ab, bei dem anderen fällt’s bald ab“, sagt er und lacht etwas hilflos.
Kevin setzt seinen Rollstuhl in Richtung Hauptbahnhof in Bewegung. Er wolle noch etwas Geld verdienen. Frustriert schaut er auf die wenigen Münzen, die verloren in einem Becher an der Seite seines Gefährts liegen. Viele denken, dass man im Rollstuhl und mit nur einem Arm beim Betteln mehr Geld macht, sagt er. „Fehlanzeige.“ Vor ein paar Tagen habe ihm noch dazu jemand seinen Rucksack geklaut, den Kevin über die Schiebegriffe seines Rollstuhls gehängt transportiert. Jetzt müsse er seine Papiere neu beantragen. „Sauanstrengend“, sagt er.
