Festival gegen Antisemitismus : Ein Ex-Rapper klärt auf

War früher mal Rapper: Ben Salomo. Foto: Thomas Köhler / Photothek
Hinz&Kunzt Randnotizen

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Antisemitismus ist allgegenwärtig. Dagegen setzt das Festival „Verbindet euch!“ neue Energien frei: Es soll Kräfte mobilisieren und bündeln, Augen öffnen und Spaß machen.

Es tauschte Bomberjacke gegen Sakko ein und drängte ins Amt / Schräg erhoben blieb die rechte Hand …“ Wenn Ben Salomo über Neonazis und rechte Extremist:innen rappt, dann spricht leidvolle Erfahrung aus seinen Zeilen. Der 46-Jährige ist Jude, geboren in Israel, aufgewachsen in Berlin und groß geworden in einer Szene, die ihm heute vorkommt wie Feindesland. Doch er hat eine Mission: Wo Hass auf Juden und Jüdinnen hörbar wird, erhebt der Rapper seine Stimme.

Nur hat er keine im Takt wogende Menschenmenge mehr vor sich, wenn er auftritt. Sein Publikum sitzt inzwischen in Klassenräumen. Ben Salomo macht Bildungsarbeit, klärt auf über Antisemitismus in der deutschen Rap-Szene und Jugendkultur. Am 4. Mai ist er auch in Hamburger Schulklassen gebucht: Seine Workshops im Vorprogramm des Festivals Verbindet euch! zeigen, dass Antisemitismus überall vorkommt – auf Konzerten, auf Instagram, auf dem Schulhof.

Bekannt wurde Ben Salomo als Gründer von „Rap am Mittwoch“. Die Veranstaltung, bei der namhafte und aufstrebende Rapper:innen gegen­einander antraten, zog Tausende Fans an. Doch backstage vernahm er zuneh­mend Töne, die ihn schockierten. Er hörte Kolleg:innen von jüdischen Eliten raunen, auf Bühnen und im Netz sah er Rapper offen gegen Israel agitieren – und Fans, die sie dafür feierten. „Das fand irgendwann auch Eingang in die Rap-Texte“, sagt er.

Er selbst sei als geldgieriger Jude dargestellt worden, bekam antisemitische Hetz-Kommentare, wenn er
die Szene an ihre Werte Respekt und Toleranz erinnern wollte. Als bei der umstrittenen Echo-Verleihung 2018 zwei Rapper trotz Holocaust-verharmlosender Texte geehrt wurden, fühlte Ben Salomo sich darin bestätigt, der Szene den Rücken zu kehren. Jahrelang habe er versucht, den wachsenden Antisemitismus von innen zu
bekämpfen, erklärte er damals – doch allein schaffe er es nicht.

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Artikel aus der Ausgabe:

Zehn Jahre Lampedusa in Hamburg

Nach der Solidaritätswelle: Wie die Lampedusa-Geflüchteten in Hamburg angekommen sind – und wie die EU sich an ihren Grenzen immer weiter abschottet. Außerdem: Wieso Hamburgs Wohnunterkünfte überfüllt sind wie sich ein Festival gegen Antisemitismus stark macht. 

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Autor:in
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein schreibt als freie Redakteurin für Politik, Gesellschaft und Kultur bei Hinz&Kunzt - am liebsten über Menschen, die für sich und andere neue Chancen schaffen.

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