Stadtmaler Ralf Schwinge

Künstler in freier Wildbahn

Ein Mann im weißen T-Shirt steht vor einem Gemälde und schaut in die Kamera
Ein Mann im weißen T-Shirt steht vor einem Gemälde und schaut in die Kamera
Seinen Stil nennt Ralf Schwinge „eine Mischung aus Realismus, Surrealismus und Symbolismus“. Foto: Miguel Ferraz

Ralf Schwinge findet seine Motive auf langen Streifzügen durch die Straßen seiner Heimat Harburg. Auch Obdachlose haben einen festen Platz auf den Bildern des „Stadtmalers“.

Ob wir uns nicht beim Harburg-Huus (s. Kasten) treffen wollen, hatte Ralf Schwinge gefragt. Er würde dann auch sein Equipment mitbringen: Staffelei, Farben, Pinsel. Dass er das alles auf einem Motorrad transportiert, überrascht. Mit halblangen Haaren, bunten Tattoos auf dem Arm und legerem Outfit wirkt Ralf Schwinge jünger als 35 Jahre. Er hat schon eine Benefiz-Kunstauktion fürs Haus mitorganisiert, erzählt er. Gerade malt er mit schnellem Pinselstrich die Umrisse des Harburg-Huus auf Papier. Stadtansichten sind genau sein Ding. „Stadtmaler“ hat ihn der Direktor des Harburger Stadtmuseums, Rainer-Maria Weiss, 2022 öffentlichkeitswirksam getauft, er lobt Schwinge als „genauen Chronisten“, der die Veränderung der Stadt seit mehr als zehn Jahren in Bildern festhält. Irgendwelche Befugnisse und Einkünfte gingen damit nicht einher, winkt Schwinge ab. „Das ist praktisch so wie der Titel einer Weinkönigin“, sagt er und lacht.

Er will den Alltag dokumentieren, keine Postkarten-Realität abbilden. Auf seinen Bildern macht er Platz für Menschen wie den obdachlosen Mann, den in Harburg „eigentlich jeder kennt“, wie Schwinge meint, fast schon ein Promi sei der. „Ich lasse die Obdachlosen nicht weg“, sagt er. Anderswo verschwinden sie aus dem Blickfeld: Schwinge erzählt vom Rathausplatz und einer Gruppe Obdachloser, die dort immer Platte gemacht hat, bis ein Alkoholverbot in Kraft trat. „Nur weil man sie vertreibt, sind sie ja nicht weg“, sagt er.


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Artikel aus der Ausgabe:
Illustration eines Blaulichts, Titelzeile: "Schwerpunkt Kriminalität"

Schwerpunkt: Kriminalität

Was Armut mit Kriminalität zu tun hat und wie ein Ex-Knacki Jugendliche vor dem Gefängnis bewahrt. Außerdem: Gemälde von Harburgs „Stadtmaler“ und Fotos von den „Arbeitern des Meeres“.

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Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.

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