ÖPNV : HVV-Tickets sollen wieder teurer werden

Um durchschnittlich 1,4 Prozent will der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) im kommenden Jahr seine Fahrpreise erhöhen. Vor allem Zeitkarten-Abonnenten betroffen. Die Opposition kritisiert die „unsoziale“ Maßnahme.

Der HVV hat für den 1. Januar 2017 eine Tariferhöhung angekündigt – schon wieder. Um durchschnittlich 1,4 Prozent sollen die Fahrpreise steigen. Betroffen davon sind besonders die Abonnenten von Zeitkarten (z.B. Monatsabos), aber auch das beliebte CC-Ticket soll teurer werden.

Dabei kann sich der HVV seit 2009 über steigende Einnahmen freuen: Allein im vergangenen Jahr gab es ein Plus von 32,9 Millionen Euro (4,4 Prozent). Auch die Kosten für Treibstoff sind gesunken. Trotzdem sollen die Fahrgäste tiefer in die Tasche greifen, wenn sie mit Bus oder Bahn unterwegs sind. So soll ab kommenden Jahr auch der Preis für die Kurzstrecke um 10 Cent auf dann 1,60 Euro erhöht werden.

Die Fahrpreiserhöhung trifft vor allem Menschen mit geringem Einkommen, besonders seit dem Wegfall des günstigen Sozialtickets im Jahr 2003. Hilfeempfänger zahlten damals 15,50 Euro für eine Monatskarte für den Großraum Hamburg. Inzwischen gewährt der HVV Hilfeempfängern mit der Sozialkarte nur noch einen Rabatt von 20,40 Euro auf Zeitkarten.

Nun soll auch noch das Seniorenticket teurer werden. Die Monatksarte für den Großbereich kostet dann 61,40 Euro statt 60,20 Euro – und das, obwohl der HVV immer mehr ältere Fahrgäste zählt. Viele davon sind auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. „Ohne Not in einer Stadt mit derart hoher Altersarmut die Preise für die Seniorentickets zu erhöhen ist absolut unsozial“, kritisiert Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Linken. Die CDU ist ebenfalls gegen die Pläne: „Es gibt derzeit keinen vernünftigen Grund, warum ausgerechnet den Bus- und Bahnfahrern hier das Geld aus der Tasche gezogen werden soll“, so Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Die Bürgerschaft muss der beantragten Tariferhöhung noch zustimmen.

HVV: Mehr Fahrgäste bedeuten Mehrausgaben

Einzelkarten neue Tarife
Die neuen Tarif für 2017 im Überblick. (via NDR)

Als Grund für die Preiserhöhung gibt der HVV den Ausgleich von Kostensteigerungen an. Berechnet werden die nach dem HVV-Tarifindex. Neben der allgemeinen Entwicklung der Verbraucherpreise sind darin Kosten für Personal, Diesel und Strom enthalten. Zudem transportiere man auch immer mehr Fahrgäste. „Mehr Fahrgäste bedeuten auch mehr Fahrzeuge, mehr Personal, mehr Reinigungs-/Instandsetzungsaufwand“, so HVV-Sprecher Rainer Vohl. Für das laufende Jahr rechnet der HVV mit einem Zuwachs von 16,5 Millionen Fahrgästen auf insgesamt 767,5 Millionen.

Auf die jährliche Tarifanpassung zu verzichten sei „nicht realisierbar“, so Vohl. Zudem bleibe der Preis für viele Fahrkarten stabil, wie etwa für die Großbereichs-, Tages- und Kinderkarte.

Bereits im März hatte hingegen eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Civity ergeben, dass die Preise des HVV seit 1993 vier Mal so stark gestiegen seien wie die Parkgebühren für Autos in der Innenstadt. Wenn man die Menschen zum Umsteigen auf den ÖPNV bewegen wolle, brauche es aber Preisanreize. Der Vergleich hinke, so ein Sprecher der Verkehrsbehörde, denn während immer mehr Menschen den ÖPNV nutzten, sei der individuelle Autoverkehr in der City eher rückläufig.

Die Fahrpreiserhöhung in Hamburg liegt im bundesweiten Trend: So müssen für eine Kurzstrecke in Berlin 1,70 Euro gezahlt werden, in Köln sogar 1,90 Euro – nur in München sind es mit 1,40 Euro weniger. Ein Vergleich  der einzelnen Verkehrsverbünde gestaltet sich äußert schwierig, da jeder sein eigenes, oft hoch kompliziertes Tarifsystem hat.

Text: Simone Deckner
Foto: Hamburger Verkehrsverbund