In der Klinik Ochsenzoll trifft sich jede Woche eine Gruppe Künstler:innen, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Was sie alle teilen: psychiatrische Erfahrung – und Liebe zur Kunst.
Die Treppe hinter Haus 23 ist so unscheinbar, dass man sie im Labyrinth der Klinikgebäude leicht übersieht. Doch wer die Stufen hinabgeht und die Kellertür öffnet, steht in einer knallbunten Welt: Pinselbecher, Staffeleien, Farbdosen. Es riecht nach Terpentin und Kaffee. Nur drei Buchstaben weisen von außen darauf hin, was sich hier unten im Souterrain verbirgt: KiK, die Abkürzung für „Kunst in der Klinik“. So heißt das Projekt, das in diesem Jahr 26-jähriges Bestehen feiert. 25 Künstler:innen zwischen 20 und 84 Jahren kommen hier jeden Donnerstag zusammen, um das zu tun, was sie erfüllt – und was ihnen hilft, mit ihren Erkrankungen klarzukommen: Sie malen und zeichnen, bannen ihre Gefühle auf Leinwände, verarbeiten Traumata mit Pinselstrichen. Alle Mitglieder waren mindestens einmal in einer Klinik. Manche wegen Angststörungen, andere wegen Depression oder anderen psychischen Leiden.
„Aber: Wir sind kein therapeutisches Angebot“, sagt Kirsten Dressler, künstlerische Leitung des Projekts. „Wenn jemand loswerden will, wie es ihm geht, hören wir zu. Aber eigentlich geht es um Kunst, um Kreativität.“ Wie jeden Donnerstag ist Kirsten beim Gruppentreffen dabei. Heute schiebt sie sich mit zwei großen Plastiktüten durch den Korridor. „Ich habe uns neue Pinsel besorgt!“, ruft sie in eines der Ateliers und öffnet den Schrank im Flur. Darin stehen jede Menge Farbtuben und Malkästen, Pinselbecher und Dosen. Die Materialien werden von KiK gestellt. Nur die Leinwände bezahlen die Künstler:innen selbst. Das Projekt finanziert sich durch Spenden und Sponsor:innen. Wird ein Kunstwerk verkauft, fließen 20 Prozent des Erlöses zurück an KiK. Die Bilder werden auch verliehen. Einen Euro pro Bild und Monat kostet das. Außerdem verkauft KiK jedes Jahr einen Kalender mit zwölf Werken der Künstler:innen auf Hochglanzpapier.
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