Urlaub in Hamburg

Ab ins Grüne – in der Stadt!

Ein Foto von einem dichten Wald
Ein Foto von einem dichten Wald
Im Rodenbeker Quellental in Bergstedt kommt man sich vor wie im „Jurassic Park“. Foto: Miguel Ferraz

Wer Erholung unter Bäumen, auf Wiesen oder im Unterholz sucht, muss nicht weit fahren: Fünf Tipps aus der Hinz&Kunzt-Redaktion für Ausflüge ins grüne Hamburg.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Jurassic-ParkFeeling im Rodenbeker Quellental

Wasser marsch: Wo sich einst ein eiszeitlicher Gletscher seinen Weg bahnte, können heute Naturfreund:innen in urwüchsiger Feuchtbiotoplandschaft lustwandeln. Das abgelegene Urstromtal im äußersten Nordosten der Stadt ist schon seit 1977 eines von inzwischen 38 Naturschutzgebieten Hamburgs. Auf einer Fläche von rund 100 Fußballfeldern finden sich dort nicht nur zwei idyllische Teiche, sondern neben dem Alsterlauf auch mehrere „Beken“ (norddeutsch für Bäche und kleinere Flüsse), Auen und Feuchtwiesen. Wer wochentags zur Erkundung ansetzt, darf in glücklicher Einsamkeit durch Wasser- und Waldlandschaften mit bis zu 300 Jahre alten Bäumen mäandern. Das schnell einsetzende „Jurassic Park“-Feeling kann allerdings, je nach Windrichtung, vom Start- und Landeverkehr des nicht allzu weit entfernten Flughafens ausgehebelt werden. Obwohl als Park nicht übermäßig groß, hilft zur Orientierung die Kartenapp des Handys – ausgeschildert ist hier wenig bis nichts. Zwei Gasthäuser bieten kulinarische Rast. joc

Das Quellental liegt im Stadtteil Bergstedt (Bezirk Wandsbek), empfohlene Zugänge über Rodenbeker Str. oder Haselknick, nahe U1-Endhaltestelle Ohlstedt. www.goep.hamburg/rodenbek

Vergessene Fabrikruinen

Die Besenhorster Sandberge liegen südöstlich von Hamburg, wo die Straßen schmaler werden und die Wiesen weitläufiger. Wer hier ankommt, hat die Ländergrenze Schleswig-Holsteins und mehrere Kuhherden passiert, wahlweise mit Auto oder Bus. Kaum im Wald, wird der Pfad zur Matschpiste. Das Dickicht verschluckt das Rauschen des Verkehrs. Raschelt da nicht etwas? Entwarnung, nur ein Hund. Die Besitzerin joggt mit entschuldigendem Lächeln hinterher.

Plötzlich tauchen sie auf, die Ruinen. Beidseitig am Wegrand, mit Graffitis überzogen. Die Stimmung: zwischen „Lost-Place“-Romantik und Beklemmung. Für einen Gruselfilm böte dieser Ort wohl die perfekte Kulisse. Hier befand sich einst die Pulverfabrik Düneberg, errichtet im Jahr 1877. Während beider Weltkriege wurde hier Schießpulver hergestellt. 1945 wurde das Gelände zerbombt und kurz darauf von der britischen Armee besetzt. Von alldem erzählt heute nur noch eine Infotafel. Inzwischen holt sich die Natur ihr Territorium zurück: Auf den Ruinen wachsen Nadelbäume, durch die Ritzen schieben sich Farne und Brennnesseln.

Zurück am Parkplatz ist die beklemmende Stimmung weg. Landstraße, Linienbusse, Normalität. Was bleibt, ist die Gewissheit, wie mächtig die Natur ist – und die Fantasie. deb

Die Ruinen in den Besenhorster Sandbergen. Foto: Miguel Ferraz
Die Ruinen in den Besenhorster Sandbergen. Foto: Miguel Ferraz

Besenhorster Sandberge, Bushaltestelle Borghorst in Altengamme, Parkplätze am Deich.

Viel Grün, viel Weite im Bornpark

Kommt jemand aus einem dicht bebauten Stadtteil zum ersten Mal in den Bornpark, hört man oft: „Super, diese Weite und das viele Grün!“ Zwischen Osdorfer Born und Schenefeld direkt neben der Osdorfer Feldmark gelegen, gibt es viele Rasenflächen, von denen man auf den Helmuth-Schack-See schauen und entspannen kann. Benannt haben die Bewohner:innen den See nach „Opa Schack“, der dort Jugendlichen am Osdorfer Born das Segeln auf Jollen beibrachte, die er selber gezimmert hatte. Das Schwimmen im eher trüben Wasser ist nicht zu empfehlen, aber das Sommerfreibad Osdorfer Born mit seiner 41 Meter langen Wasserrutsche ist nur 1,5 Kilometer entfernt. Im Park wiederum kann man in einer Calisthenics-Anlage kostenlos trainieren oder Beachvolleyball spielen. Jeden Sonntag bieten außerdem sogenannte ParkSportPilot:innen von 14 bis 18 Uhr kostenlos „Parksport für alle“ an: Disc Golf, Wikingerschach, Boule, Mini-Fußball und weitere Ballspiele stehen bereit. Wie die Sportarten funktionieren, zeigen die Pilot:innen. Einziger Nachteil: Es gibt keine öffentliche Toilette in dem mehr als 10 Hektar großen Park. mg

Der Helmuth-Schack-See am Bornpark in Osdorf. Foto: Miguel Ferraz
Der Helmuth-Schack-See am Bornpark in Osdorf. Foto: Miguel Ferraz

Bornpark, Böttcherkamp 231, gut zu erreichen über die Buslinien 21, 16 und 3 und X3 bis zum Böttcherkamp oder über die Radroute 7. Sommerfreibad Osdorfer Born, Am Osdorfer Born, Eintritt: Erwachsene 4,20 Euro, Jugendliche von 12 bis 16 Jahren 2 Euro, Kinder unter 12 Jahren 1,10 Euro

Chillen im Mini-Paradies Marmorgarten

Klimaoase inmitten der Stadt: In Sicht- und Rufweite zu Barbershops, Dönerläden und der Centrum-Moschee wächst im Herzen von St. Georg ein grünes Kleinod mit globalem Flair. Auf 850 Quadratmetern ehemaliger Lagerfläche der Firma Marmor Möller gedeiht hier nämlich seit 2020 ein Permakulturgarten. Dem liegt das Prinzip zugrunde, eine möglichst vielseitige, widerstandsfähige und selbsterhaltende Pflanzenwelt zu schaffen. Entstanden ist so, mit experimentellem Charakter, ein Mini-Paradies interkontinentaler Diversität. Sein Name: Marmorgarten. Hier gedeihen japanische Lauchzwiebeln friedlich neben ukrainischem Knoblauch, Minze aus der Türkei ebenso wie das mehrjährige, besonders nachhaltige Getreide Kernza aus den USA. Dieses Pflanzen-Multikulti soll laut dem betreibenden Verein Rückenwind auch einen friedlichen Ort schaffen für interkulturellen Austausch unter den Nachbar:innen in St. Georg. Zudem will man ein ökologisches Zeichen setzen: „Stadtwüste ist ein Zustand, der immer wieder verändert werden kann“, sagt Georg Friedrich Horn, fachlicher Leiter des Projekts. 2024 gab’s dafür den Hanse-Umweltpreis des Nabu. Diverse Projekte und Workshops bieten Teilhabemöglichkeiten. joc

Der Marmorgarten in St. Georg. Foto: Miguel Ferraz
Der Marmorgarten in St. Georg. Foto: Miguel Ferraz

Böckmannstr. 45, Öffnungszeiten: Do, 16–20, Fr, 11–16 und Sa, 12–17 Uhr www.klimaoase-marmorgarten.de

Ex-Recyclinghof wird grüne Oase an der Bille

Statt Lagerhallen, Asphalt und Müllgestank empfängt jetzt viel Grün und gelegentlich sogar Essensduft die Besucher:innen des an der Bille gelegenen Areals „Parks“. 800 Meter von der S-Bahn-Station Hammerbrook entfernt befand sich einst Deutschlands erste Müllverbrennungsanlage. Sie wurde später zum Recyclinghof und vor sechs Jahren schließlich abgerissen. Übrig blieben einige Hallendächer und Asphaltplatten. Dazwischen wuchern heute dank vieler freiwilliger Helfer:innen zahlreiche Beete. Es gibt einen Skatepark, Kampfsport im Freien und einen Kiosk, der Gäste mit Snacks und Getränken versorgt. Donnerstags wird dort zwischen 18.30 und 20.30 Uhr gemeinschaftlich gekocht. Freitags und samstags kann man die Beine am Billeufer baumeln lassen und den Sonnenuntergang bei einem Kaltgetränk genießen. Auch mit Kindern lohnt sich der Besuch: besonders an Dienstagen, wenn sich der alte Recyclinghof in eine riesige Spiellandschaft verwandelt. jof

Parks, Bullerdeich 6, Öffnungszeiten: täglich von 11–22 Uhr, bei Regen gegebenenfalls früher geschlossen. www.parks-hamburg.de

Artikel aus der Ausgabe:
Ein Mann im Hawaiihemd sitzt mit Cocktail in der Hand in einem Liegestuhl, im Hintergrund die Palmen von Park Fiction

Urlaub in Hamburg

Wo Sie in Hamburg Erholung im Grünen finden, warum immer mehr Hotels gebaut werden und wann Tourismus zu viel für eine Stadt ist. Außerdem: Kunst leihen in Harburg und mit Kunst heilen in Ochsenzoll.

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Autor:in
Deborah Weber
Deborah Weber
Deborah Weber studierte Datenjournalismus in Leipzig und Florenz. Inzwischen arbeitet sie als freie Journalistin in Hamburg. Seit 2025 schreibt sie für Hinz&Kunzt.
Jonas Fabricius-Füllner
Jonas Fabricius-Füllner
Matthias Greulich
Matthias Greulich
schreibt für verschiedene Magazine in Hamburg. Seit 2025 bei Hinz&Kunzt.
Jochen Harberg
Jochen Harberg

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