Streit um Saga-Wohnungen : Linksfraktion fordert Verkaufsstopp

Mehr als 1000 Saga-Wohnungen stehen zum Verkauf. Allerdings nicht mehr in sogenannten Szene-Vierteln wie etwa Ottensen oder St. Georg, stellt das städtische Unternehmen klar. Foto: A.Bock / SAGA

Hamburg braucht mehr günstige Wohnungen. In diesem Punkt sind sich alle Hamburger Parteien einig. Ein Antrag der Linken für einen Verkaufsstopp für Saga-Wohnungen fand in der Bürgerschaft trotzdem keine Mehrheit.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

In Hamburg steigen die Mietpreise unaufhörlich an. Lediglich die Saga ist mit einer Durchschnittsmiete von 6,70 Euro pro Quadratmeter ein Garant für günstiges Wohnen. Aber: 1120 Wohnungen des städtischen Unternehmens stehen zum Verkauf. Trotz eines seit 2008 geltenden Verkaufsstopps. Es handele sich um „einzelne ‚Restanten‘ aus ehemals anprivatisierten Anlagen“, teilt die Saga mit. Man wirke damit einer Doppelverwaltung entgegen.

Aus unternehmerischer Sicht mag die Entscheidung nachvollziehbar sein. Heike Sudmann von der Linksfraktion vertritt jedoch eine andere Ansicht. „Der Auftrag der Saga lautet, preisgünstigen Wohnraum für viele Menschen in Hamburg zur Verfügung zu stellen“, argumentiert die Fachsprecherin für Stadtentwicklung. „Der Verkauf und damit die Privatisierung von Wohnungen, die mit öffentlichen Geldern vor Jahrzehnten errichtet wurden, ist definitiv nicht Aufgabe der SAGA und hätte nie stattfinden dürfen.“ Ein Antrag der Linkspartei-Abgeordneten für einen endgültigen Saga-Verkaufsstopp fand allerdings in der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch, den 30. September, keine Mehrheit.

Saga verkauft Stadtvilla
Spekulation am Billbrookdeich?
2014 überführte der Senat alle städtischen Wohnungen an die Saga. Klare Maßgabe: Keine weitere Privatisierung. Sechs Jahre später stehen einige dieser Wohnungen plötzlich zum Verkauf.

Anfang September teilte die Saga noch mit, dass nur einzelne Wohnungen aus bereits größtenteils privatisierten Wohnblöcken veräußert werden. Inzwischen wurde durch eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion bekannt, dass sich das städtische Unternehmen darüber auch von ganzen Häusern trennt. Hinz&Kunzt berichtete im September vom Verkauf einer kompletten Stadtvilla in Billbrook mit drei Wohneinheiten. Kein Einzelfall: Insgesamt verkaufte die Saga bereits 23 Immobilien, die sie vor fünf Jahren von der Stadt mit dem Versprechen übernahm, dass diese „auch in Zukunft nicht an private Eigentümer verkauft werden“, wie es in einer Senatsmitteilung heißt. Jetzt teilt die Saga lapidar mit: Die Häuser passten nicht ins „Bewirtschaftungsportfolio“ des Unternehmens.

Die Saga wiederum stellt klar: Käufer*innen einer Immobilie müssen mindestens acht Jahre selbst in der Wohnung leben. Aus Sicht des Unternehmens eine klare Absage an Spekulant*innen. Eine Regelung, die auch die Linksfraktion begrüßt. Heike Sudmann kritisiert allerdings, dass zuletzt nur etwa jede fünfte Wohnung an Saga-Mieter*innen verkauft wurde. Mehr als zwei Drittel der Wohnungen wurden hingegen im Höchstbieter-Verfahren angeboten und schließlich zu durchschnittlich 20 Prozent über dem Verkehrswert verkauft. Dadurch treibe das städtische Unternehmen die Preise in der Stadt weiter in die Höhe, beklagt Sudmann.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

Weitere Artikel zum Thema