Bürgergeld

Jobcenter-Chef befürchtet Notlagen durch Sanktionen

Ein Mann in dunkelblauem Anzug und weißem Hemd gestikuliert
Ein Mann in dunkelblauem Anzug und weißem Hemd gestikuliert
Dirk Heyden ist Geschäftsführer beim Hamburger Jobcenter. Foto: Jobcenter

Soll Menschen, die mehrfach Termine im Jobcenter versäumen, die Miete gestrichen werden? Der Geschäftsführer des Hamburger Jobcenters hat einen anderen Vorschlag.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Hamburgs Jobcenterchef Dirk Heyden hat sich kritisch zum Vorhaben der Bundesregierung geäußert, Sanktionen für Langzeitarbeitslose zu verschärfen. Künftig soll Hilfebedürftigen, die mehrmals nicht zu Terminen im Jobcenter erscheinen, alle Leistungen und somit auch die Miete gestrichen werden. Es sei nicht im Interesse des Jobcenters, Notlagen herbeizuführen, sagte Heyden dazu in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“.

Statt schärferen Sanktionen wünscht der Geschäftsführer sich eine „pragmatische Lösung“ in Form eines vorläufigen Leistungsentzugs für Menschen, die Terminen fernbleiben.

„Bei fehlender Mitwirkung sollte die Leistung durch das Jobcenter kurzfristig pausiert werden können“, sagt Heyden. „Sobald sich die betroffene Person daraufhin im Jobcenter meldet und den Mitwirkungspflichten nachkommt, würde die Zahlung sofort wieder aufgenommen – auch rückwirkend.“ Im Gegensatz dazu werden bei Sanktionen die gestrichenen Leistungen nicht nachträglich gezahlt.

Bürgergeld wird Grundsicherung
Sind die Sanktionspläne verfassungswidrig?
Die geplanten Verschärfungen beim Bürgergeld könnten gegen das Grundgesetz verstoßen. Arbeitsministerin Bas spricht selbst von der „Grenze dessen, was verfassungsrechtlich zulässig ist“.

„kommt in der Praxis kaum vor“

Verschärfte Sanktionen für Hilfebeziehende, die Arbeitsangebote ablehnen, hält Heyden offenbar auch nicht für sinnvoll. „Dass Menschen ein Jobangebot ablehnen, kommt ja in der Praxis kaum vor“, sagt er. „Unser Problem sind eher Meldeversäumnisse, also dass die Kundin oder der Kunde ohne wichtigen Grund Gesprächstermine versäumt.“

Artikel aus der Ausgabe:
Ausgabe 392

Schwerpunkt: Kriminalität

Was Armut mit Kriminalität zu tun hat und wie ein Ex-Knacki Jugendliche vor dem Gefängnis bewahrt. Außerdem: Gemälde von Harburgs „Stadtmaler“ und Fotos von den „Arbeitern des Meeres“.

Ausgabe ansehen
Autor:in
Benjamin Buchholz
Benjamin Buchholz
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD für das Onlinemagazin.

Weitere Artikel zum Thema