Moin!

Neulich stand Thomas strahlend in der Tür zur Redaktion: Der 56-Jährige hatte gerade das Gefängnis verlassen dürfen. Dort hatte der Hinz&Kunzt-Verkäufer mehrere Wochen eingesessen, weil er eine Geldstrafe nicht ­bezahlen konnte. Thomas ist kein Einzelfall. Viele oft obdach- oder ­wohnungslose Menschen mit geringem Einkommen stecken in einem Teufelskreis: Sie können sich Bus- oder Bahntickets nicht leisten. Werden so oft ohne Fahrschein erwischt, dass sie irgendwann eine Geldstrafe ­aufgebrummt bekommen. Können die nicht bezahlen. Müssen deshalb ­eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe antreten. Werden nach wenigen Wochen wieder entlassen. Haben weiterhin kein Geld. Und so weiter … 

Für unseren Schwerpunkt zum Thema Gefängnis haben wir ­Thomas Geschichte aufgeschrieben. Im Interview erklärt der ehemalige Gefängnisleiter und heutige Rechtsanwalt Thomas Galli außerdem, wa­rum Haftanstalten in der heutigen Form nicht nur für die meisten Straf­täter, sondern auch für die Gesellschaft keine gute Lösung sind – und wie wir es besser machen könnten. Übrigens: 95 Prozent aller Inhaftierten in Deutschland sind Männer.

Wir haben auch erfreuliche Nachrichten für Sie: In Steilshoop ­engagieren sich neuerdings Bildungspat:innen für Kinder aus benachteiligten Familien. Die Idee des Projekts „Tausche Bildung für Wohnen“ wurde in Nordrhein-Westfalen bereits erfolgreich umgesetzt – und klingt so gut, dass man sich fragt, warum sie Hamburg erst jetzt erreicht: Junge Freiwillige begleiten die Fachkräfte von morgen auf ihrem Weg durch die Schule und dürfen dafür mietfrei wohnen. Unsere Autorin Anna-Elisa Jakob hat sich vor Ort angeschaut, wie das klappt.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Ihr Ulrich Jonas

Redaktion