Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer muss wachsendes Elend mit knapper werdenden Ressourcen bekämpfen. Neue Ideen hat sie bislang nicht vorgestellt.
Der kleine Hof vor dem Pik As ist schon gut gefüllt, alles ist bereit für den feierlichen ersten Spatenstich zum Umbau der Notschlafstelle. Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) betritt die Einfahrt, bleibt stehen, das Notizbuch mit Stichwortzetteln für ihre Rede in beiden Händen, und schaut sich um. Sie sticht heraus mit ihrer orangefarbenen Hose, dem hellblauen Blazer und ihrem Behördensprecher neben sich, der sie um zwei Köpfe überragt. Die Sprecherin des städtischen Unterkunftsbetreibers Fördern und Wohnen (F&W) kommt auf sie zu, Schlotzhauer begrüßt sie herzlich, danach den Geschäftsführer von F&W und die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, den Bezirksamtschef von Mitte umarmt sie.
Es ist ein Termin, bei dem die Senatorin keine Kritik erwarten muss. Das 110 Jahre alte Hauptgebäude des Pik As soll modernisiert werden, statt in Schlafräumen mit bis zu zwölf Betten sollen bis zu 330 obdachlose Hilfesuchende künftig in Zwei- bis Dreibettzimmern übernachten können. Zudem sollen 33 sogenannte
Lebensplätze für alte, schwer chronisch kranke Obdachlose entstehen. Kurzum: verbesserte Standards, ein neues Angebot in kleinem Maßstab, und das alles, ohne abreißen und neu bauen zu müssen.
Sie sei „stolz, dass wir diese Einrichtung hier in der Mitte der Stadt haben, wo Zuwendung passiert, wo überlebt wird, wo Halt gegeben wird“, sagt die Senatorin. Dann fährt der Wind in ihre Notizzettel. Schlotzhauer stockt, schmunzelt, legt ein paar Blätter beiseite und fährt fort mit Lob für das engagierte Personal der Notunterkunft. Sie dankt den ehrenamtlich Helfenden und dem Förderverein. Dann verlässt sie die Bühne und hört zu. Als das letzte Grußwort gesprochen ist und das symbolische Sandschaufeln ansteht, eilt Schlotzhauer zu ihrem Sprecher, drückt ihm ihr Notizbuch in die Hand. Er legt ihr kurz die Hand auf die Schulter, lächelt und sagt leise: „Du schaffst das.“