Liebe Leserin, Lieber Leser,

Sie können aufatmen: Bei einer Erderwärmung um drei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau würde der Michel nicht zum Leuchtturm degradiert, wie unser Titel suggeriert. Das ist völlig übertrieben. Unser Wahrzeichen stünde nach wie vor im Trockenen. Allerdings wäre ein großer Teil der Michelwiese überschwemmt. Das zumindest geht aus einem Szenario hervor, das ein Forschungsteam der Universität Princeton (USA) im vergangenen Jahr entworfen hat.

Für unseren Magazinschwerpunkt Küste haben wir daher mal genauer geschaut was passiert, wenn sich Hamburg nicht besser gegen Hochwasser wappnet. Denn unser Titelbild ist zwar Satire, aber trotzdem leider brandaktuell. Just vermeldet die Genfer Weltwetterorganisation WMO, dass wir die 1,5-Grad-Marke mit hoher Wahrscheinlichkeit schon bis 2026 ein Mal im Jahresdurchschnitt reißen werden. Zur Erinnerung: Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, den globalen Temperaturanstieg um möglichst 1,5 Grad zu begrenzen – bis zum Jahr 2100! Wenn die Erderwärmung in diesem Tempo weitergeht, ist ein überfluteter Michel noch unser geringstes Problem.

Nach Wesselburen im Kreis Dithmarschen könnten Sie beim Erreichen der 3-Grad-Marke übrigens tauchen, und auch Sylt wäre größtenteils futsch. Beide Orte haben wir für Sie aber nicht in Sachen Klimawandel besucht: In der 3550-Seelen-Stadt Wesselburen leben viele Menschen aus Rumänien. Wir wollten wissen, ob und wie ihre Integration gelingt. Und auf der „Insel der Reichen“ haben wir den Obdachlosen Matthias getroffen.

Berührend ist auch die Geschichte über Cornelius Bless. Inzwischen ist der Mann, der mit einer Laterne und philosophischen Sinnsprüchen ausgerüstet durch Hamburger Kneipen zog, im Hospiz verstorben. Vorher durften wir ihn noch auf seiner letzten Reise mit dem „Wünschewagen“ begleiten.

Viel Freude beim Lesen

Ihre Annette Woywode

In dieser Ausgabe