Forderung : Diese Sofortmaßnahmen würden Obdachlosen das Leben retten!

Schweres Leben, leises Sterben: Mindestens sechs Obdachlose sind in diesem Winter in Hamburg auf der Straße gestorben. Wir erzählen ihre Geschichten. Foto: Dmitrij Leltschuk

Damit nicht noch mehr Obdachlose auf Hamburgs Straßen sterben, fordern Hinz&Kunzt, Diakonie und Caritas die Stadt auf, Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Die ganztägige Öffnung des Winternotprogramms und ein Kältebus würden Leben retten.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Angesichts drei verstorbener Obdachloser seit Ende Oktober fordern Hinz&Kunzt, Diakonie und Caritas Sofortmaßnahmen, um das Leben der mindestens 2000 Menschen auf Hamburgs Straßen zu schützen. „Die Stadt muss jetzt schnell überlegen, wie sie weitere Kältetote verhindern kann“, sagt Hinz&Kunzt Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Ganz offensichtlich reicht das bestehende Hilfesystem dafür nicht aus.“

Als erstes müsste die Stadt umgehend das Winternotprogramm ganztägig öffnen, damit es weniger Obdachlose abschreckt. In den Mehrbettzimmern der Notunterkünfte sind bislang erst etwa zwei Drittel der Plätze belegt. Nach den Erfahrungen von Hinz&Kunzt meiden viele Obdachlose diese Großunterkünfte – auch weil sie die Einrichtungen morgens wieder verlassen müssen. „Die Stadt könnte das sofort ändern“, sagt der Referent für Wohnungslosenhilfe der Diakonie, Stephan Nagel, und fordert: „Das Winternotprogramm muss sofort ganztägig geöffnet werden, und zwar für alle Menschen, die Schutz suchen.“

Warum Obdachlose früher sterben
Niedrige Lebenserwartung
Warum Obdachlose früher sterben

Ein Kältebus würde Leben retten

Zweite Nothilfemaßnahme könnte ein Kältebus sein, wie es ihn etwa in Berlin gibt. Dessen Mitarbeiter suchen im Winter Obdachlose auf, auch nach Hinweisen aus der Bevölkerung, und fahren sie bei Bedarf in Unterkünfte. Ein Vorbild für die Hamburger Bezirke, glaubt Sozialarbeiter Karrenbauer: „Den Obdachlosen muss auf ihren Platten ein konkretes Angebot gemacht werden“, sagt er. „Entweder fährt der Bus sie in eine Unterkunft, oder sie bekommen wenigstens einen Schlafsack ausgehändigt. Das würde Leben retten!“

Erst in der Nacht zum vergangenen Samstag war vor dem Michel die 64-jährige Obdachlose Biggi bei Minustemperaturen verstorben. Die Polizei schließt Fremdeinwirkung aus und hat eine Obduktion angeregt. Am 4. November starb in Harburg der 47-jährige Obdachlose Macij bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, laut Staatsanwaltschaft aus „unbekannter Ursache“. Die Hinz&Kunzt-Verkäuferin Joanna erfror am 28. Oktober auf einer Bank in Niendorf. „Alle haben schon viele Jahre auf der Straße gelebt“, sagt die Leiterin der Abteilung Existenzsicherung bei der Caritas, Andrea Hniopek. „Viele Obdachlose verelenden dort, ohne dass sich an ihrer Situation etwa ändert.“

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

Weitere Artikel zum Thema