Der jüdische Musiker Coco Schumann spielte im KZ Theresienstadt bei den „Ghetto Swingers“ und wurde nach dem Krieg gefragter Orchester-Gitarrist. Die Hamburger Jazzband „Kranich Kollektiv“ ist mit einem Programm zu seinen Ehren auf Deutschland-Tour.
Als Alexander Kranich auf Coco Schumanns alter Gitarre die ersten Takte von „Jedes liebe Wort“ anspielt, hallen wehmütig swingende Töne durch den Röhrenbunker am Ernst-Thälmann-Platz in Eppendorf. Hier unten war Hamburgs erster Jazzclub nach dem Krieg, und es kann keinen besseren Platz geben für das Gespräch über die Kreuzung der Lebenslinien eines sehr alten und eines sehr jungen Musikers. Kranich, heute 32, lernte 2013 den damals 89-jährigen Coco Schumann kennen und schätzen und sagt: „Ich möchte, dass so viele Menschen wie möglich von seinem Leben erfahren.“
Und was bitte ist das für ein Wahnsinnsleben gewesen? 1924 kommt Heinz-Jakob Schumann, den später alle nur Coco nennen werden, in Berlin zur Welt. Die Mutter ist Jüdin, der Vater konvertiert bei der Hochzeit vom Christen- zum Judentum. Die Liebe des kleinen Bengels gehört früh der Musik, sein Onkel schult ihn zunächst am Schlagzeug, schenkt ihm später seine Gitarre. 1936 kommt Coco zum ersten Mal mit Swing- und Jazzklängen in Berührung – und es ist direkt um ihn geschehen. Heimlich und schon als Minderjähriger spielt er in Berliner Nachtclubs diese wilde, verbotene Musik. Coco weigert sich, den Judenstern zu tragen, Anfang 1943 wird er denunziert und ins KZ Theresienstadt deportiert.
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