Wieviel Erntehelfer:innen verdienen, soll nach dem Willen des Bauernverbands von ihrer Nationalität abhängen. Die Bundesregierung ist uneins, Gewerkschaften erbost.
Mehr als 150.000 Hamburger Beschäftigte würden profitieren, wenn der Mindestlohn auf 15 Euro brutto angehoben werden würde. Darauf machte am Montag der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) aufmerksam. Laut Statistikamt Nord arbeiteten 13 Prozent der hiesigen Beschäftigten im April 2024 im Niedriglohnsektor und verdienten weniger als 13,79 Euro brutto pro Stunde. „Mit einer Anhebung auf rund 15 Euro pro Stunde lässt sich die Kaufkraft der Beschäftigten sichern – und den stark gestiegenen Lebenshaltungskosten der letzten Jahre wirksam begegnen“, erklärte Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla.
Der Mindestlohn beträgt seit dem 1. Januar 12,82 pro Stunde, Ende Juni berät die Mindestlohnkommission über eine Erhöhung. Der Deutsche Bauernverband hielte eine Anhebung auf mehr als 13 Euro „in keinster Weise“ für akzeptabel, sagte dessen Präsident Joachim Ruckwied der Zeitschrift „Top Agrar“. Er möchte deutsche und ausländische Arbeitskräfte für die gleiche Arbeit ungleich bezahlen: „Unser Vorschlag sieht vor, für Saisonarbeitskräfte, die ihren Lebensmittelpunkt in anderen europäischen Ländern haben, 80 Prozent vom gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen“, sagte Ruckwied. Das sei aufgrund der geringeren Lebenshaltungskosten in den Herkunftsländern gerechtfertigt.

Verständnis von CSU, Kritik von SPD und Gewerkschaft
Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) zeigte sich für den Vorschlag offen und will prüfen lassen, ob Ausnahmen vom Mindestlohn rechtlich möglich sind. Der Koalitionspartner SPD würde das allerdings „auf keinen Fall“ mittragen, sagte Generalsekretär Tim Klüssendorf dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
„Wieder soll bei den Arbeitskräften, die oftmals an der Armutsgrenze leben, gespart werden“, kritisiert der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft IG BAU, Harald Schaum: „Da sagen wir ganz klar nein, daran wird nicht gerüttelt.“ Schaum hofft, dass der Mindestlohn für alle Arbeitskräfte auf 15 Euro angehoben wird: „Für die extrem harte Arbeit auf den Feldern, in den Weinbergen, auf den Höfen und anderenorts ist das nicht mehr als recht und billig.“