Anjes Tjarks über Radwege : Bevorteilen Sie die hippen Viertel, Herr Senator?

Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks. Foto: Miguel Ferraz
Hinz&Kunzt Randnotizen

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Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) spricht im Interview über Radwegebau in Altona und Billstedt und erklärt, wie er das Fahrrad bei allen beliebt machen will – unabhängig von Einkommen und Bildung.

Hinz&Kunzt: Bald kann man von Altona bis in die Innenstadt fast durchgehend auf Fahrradstraßen und modernen Radwegen fahren. In der Gerichtsstraße wurde sogar das Kopfsteinpflaster asphaltiert. Haben Sie sich für Ihren Weg zur Arbeit eine Fahrradautobahn bauen lassen?

Anjes Tjarks: Nein, das ist die Velo­route 1, die ist lange vor meiner Zeit geplant worden. Den höchsten Rad­verkehrsanteil in Hamburg gibt es in Altonas Zentrum. Die meisten Menschen fahren von dort in die Innenstadt. Es gibt aber dort noch keinen durchgehenden, sicher befahrbaren Radweg. Nach der Legislaturperiode werden wir zwei davon haben. Wenn ich möchte, dass mehr Menschen Rad fahren, dann muss ich einen sicheren und durchgängigen Radweg von A nach B bauen. Und genau das machen wir hier.

Ich bin als Altonaer voll zufrieden! An vielen Stellen entstehen Radwege, die von der Fahrbahn baulich getrennt sind: auf der Max-Brauer-Allee, in der Louise-Schröder-Straße und in der Königstraße. Vielleicht wäre der Radverkehrsanteil anderswo auch höher, wenn Sie dort mit dem gleichen Engagement an der Infrastruktur arbeiten würden.

In Altona ist jahrelang gar nichts passiert. An der Max-Brauer-Allee gibt es zum Beispiel eine sehr große Schule, aber keinen Radweg und eine gemischte Verkehrsführung bei Tempo 50. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Wir bauen aber in der ganzen Stadt Radwege, und das ist mir auch sehr wichtig. Drei Viertel der Radwege entstehen außerhalb des Rings 2. Das merkt man dort nur nicht so schnell, weil Hamburg flächenmäßig nicht klein ist.

Mein Kollege aus Billstedt beklagt sich über die schlechte Infrastruktur in seinem Stadtteil und schimpft, dort würden keine neuen Wege für Radfahrende gebaut.

Das ist falsch, die Billstedter Hauptstraße soll neu gemacht werden. Das erste Teilstück, die Reclamstraße, ist bereits umgesetzt worden mit 2,25 Meter breiten Radfahrstreifen.

Aber von der Priorität, die Sie Altona derzeit einräumen, kann man in Bill­stedt nur träumen. Sie wollen, dass bis 2030 jeder dritte Weg in Hamburg mit dem Rad zurückgelegt wird. Ein Drittel der Menschen in Hamburg mit niedrigem Einkommen hat gar kein Fahrrad. Fast die Hälfte der ärmeren Menschen fährt seltener als ein Mal im Monat mit dem Rad. Da schlummert doch ein großes Potenzial.

Ja, das sehe ich auch so. Deshalb brauchen wir sichere und durchgehende Fahrradwege überall in der Stadt.

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Artikel aus der Ausgabe:

Schöne neue Fahrradwelt?

Läuft Hamburgs Umbau zur „Fahrradstadt“ eigentlich sozial gerecht ab? Antworten gibt unter anderem Verkehrssenator Anjes Tjarks. Außerdem: Reportage aus einem Pflegeheim für Alkoholkranke und ein Gespräch mit Rocko Schamoni über seine Anfänge in Hamburg.

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Autor:in
Benjamin Buchholz
Benjamin Buchholz
Früher Laufer, heute Buchholz. Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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