Neue Vorwürfe gegen die „Task Force Drogen“: Stadtteilinitiativen beklagen ein zunehmend aggressives Vorgehen der Polizei bei Kontrollen auf St. Pauli. Es geht um Rassismus und Schusswaffen.
Mehr als 50 Initiativen, Geschäfte und soziale Einrichtungen aus St. Pauli rufen die Polizei zur Deeskalation bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität auf. Im vergangenen Jahr hätten Polizist:innen im Stadtteil mindestens zwei Mal Menschen mit einer Schusswaffe bedroht, sagt Steffen Jörg, Sozialarbeiter von der „Gemeinwesenarbeit (GWA) St. Pauli“: „Die Taskforce Drogen verbreitet mehr und mehr Angst und Verunsicherung im Stadtteil.“
Die „Task Force Drogen“, soll vor allem am Hafenrand den Straßenverkauf harter Drogen bekämpfen. Sie wird schon lange für angeblich überzogene Präsenz und Kontrollen aufgrund der Hautfarbe kritisiert. Nun verschärfen die Initiativen aus dem Stadtteil ihre Kritik: „Es gibt hier in der Nachbarschaft die große Besorgnis, dass es demnächst auch dazu kommen könnte, dass eine Schwarze Person durch eine Polizeikugel getötet wird“, sagt Jörg.
Den Vorwurf des „Racial Profiling“ weist die Polizei stets zurück: Kontrollen würden an das Verhalten der Betroffenen geknüpft – nicht an deren Hautfarbe – und fußten „auf der Grundlage konkreter Hinweise und Verdachtsmomente“. Ein nun vorgestelltes Forschungsprojekt von der HAW Hamburg und der GWA St. Pauli kommt allerdings zu dem Schluss, dass viele Menschen im Stadtteil die Einsätze anders als die Polizei wahrnehmen.
Polizei bestätigt Drohung mit Schusswaffe
Die Forderung der Initiativen an den Senat lautet deshalb, die Task Force abzuschaffen und St. Pauli nicht länger als „gefährlichen Ort“ zu führen, an dem die Polizei anlasslose Kontrollen durchführen darf. Die Linksfraktion in der Bürgerschaft schloss sich dem an: „Die polizeilichen Maßnahmen verschärfen die Spannungen in den Stadtteilen und verstärken das Gefühl von Unsicherheit – insbesondere für Schwarze Menschen und People of Color“, sagte ihr innenpolitischer Sprecher Deniz Celik.
Die Innenbehörde von Senator Andy Grote (SPD) will sich zu all dem gegenüber Hinz&Kunzt nicht äußern. Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass im Juni 2024 bei einer Kontrolle eine Schusswaffe im Spiel war. Ein Mann sei vor einer Kontrolle in einen Hinterhof geflüchtet und habe dort Polizist:innen mit zwei Messern bedroht. Eingesetztes Pfefferspray habe keine Wirkung gezeigt, erklärte Polizeisprecherin Laura Wentzien: „Daraufhin vergrößerten die Beamtinnen und Beamten die Distanz zu dem mutmaßlichen Dealer und drohten bei einem Angriff mit den Messern, welche er zu der Zeit immer noch in der Hand hielt, den Einsatz der Schusswaffe an.“
