Dutzende Todesopfer rechter Gewalt fehlen in den Behördenstatistiken, zeigt eine Recherche. Darunter sind auch zahlreiche Wohnungslose.
In Deutschland haben rechte Gewalttäter:innen seit 1990 deutlich mehr Menschen umgebracht als die Behördenstatistiken aufführen. Eine aktuelle Recherche der „Zeit“ ergab, dass 203 Menschen seit der Wiedervereinigung aus rechten Motiven getötet wurden – offiziell sind es nur 117. In weiteren 74 Fällen sei ein rechtes Motiv naheliegend, heißt es in dem Bericht.
Besonders häufig sind demnach Wohnungslose und Menschen, die aus sozialdarwinistischen Motiven getötet wurden, unter den vergessenen Opfern: 45 solcher Fälle hat die Zeitung recherchiert. Obwohl diese Taten der offiziellen Definition rechter Gewalt der Innenministerkonferenz entsprechen – nämlich aufgrund des „sozialen Status“ verübt wurden – würden sie oft nicht in die Statistik aufgenommen.
Wieso getötete Wohnungslose nicht erfasst werden
„Anscheinend entsprechen sie nicht der üblichen Vorstellung von rechter Gewalt“, mutmaßen die Autor:innen. Außerdem müsse das entsprechende Formular von der Polizei bereits zu Beginn der Ermittlungen ausgefüllt werden, obwohl sich Tatmotive oft erst später zeigen würden.
Auch unter den Verdachtsfällen sind elf Taten aufgeführt, bei denen Verachtung für Wohnungslose oder Sozialdarwinismus als Motiv naheliegend ist. In der Recherche wird neben dem NSU-Opfer Süleyman Taşköprü kein weiterer Fall aus Hamburg genannt, aber drei der vergessenen Opfer wurden in Schleswig-Holstein getötet.
