In ihrer Ausstellung „Ley-Bude“ zeigen die Fotografen Enver Hirsch und Philipp Meuser, wie Bewohner:innen ihre Behelfsheime nach dem Zweiten Weltkrieg umgestalteten.
Enver Hirsch und Philipp Meuser glaubten lange, ein zum Fachwerkhaus aufgestocktes Behelfsheim an der Bille fotografiert zu haben. Bis sie genauer hinsahen. „Von der Konstruktion her ergab das Fachwerk keinen Sinn. Das Holz war tatsächlich aufgemalt“, sagt Meuser. Als sein Kompagnon Enver Hirsch und er auf der Suche nach Behelfsheimen durch die Stadt streiften, erlebten sie immer wieder Überraschungen: Weil sie sonst nicht unter einen Vorsprung gepasst hätte, hat der Bewohner eine Lampe verkehrt herum angeschraubt. In einem anderen Gebäude wurde ein Fenster unter ein Dach gequetscht, an einem weiteren Bau führt eine Treppe zu einem zweiten, bauwagenartigen Geschoss aus Holz. „Diese Häuser sind oft sehr individuell gestaltet. Sie sehen so ganz anders aus. Das interessierte uns“, sagt Hirsch.
Es war Zufall, dass die beiden Fotografen eines dieser ungewöhnlichen Gebäude entdeckten und den Entschluss fassten, daraus ein Projekt zu machen. Die anarchische Ästhetik geriet in den Hintergrund, als sie begannen, die wenig bekannte Geschichte der Notunterkünfte zu recherchieren. Deren Keimzelle waren oft 20 Quadratmeter kleine Holzgebäude, im Volksmund „Ley-Buden“ genannt. Es sind die einzigen zivilen Gebäude, die während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich errichtet werden durften.
