Weihnachten : Von wegen stille Nacht!

340 Obdachlose haben bei der Feier von Alsterradio und Hinz&Kunzt an der Bahrenfelder Trabrennbahn geschlemmt, getanzt und sich beschenken lassen. Und der Weihnachtsmann war auch da.

(aus Hinz&Kunzt 251/Januar 2014)

Promi-Kellner im Einsatz: Alster­radio-Moderatorin Maren Bockholdt und Musiker Johannes Oerding (unten rechts)  servieren heiße  Suppe. Die Hinz&Künztler genießen es.
Promi-Kellner im Einsatz: Alster­radio-Moderatorin Maren Bockholdt und Musiker Johannes Oerding (unten rechts) servieren heiße Suppe. Die Hinz&Künztler genießen es.

Der Geist ist willig, aber der Körper so pappsatt! Macht nichts. Es darf, muss aber nicht getanzt werden. Die Rocka­billy-Popsounds der Rockhouse Brothers machen allen Gästen der Weihnachtsfeier für Obdachlose von Alsterradio und Hinz&Kunzt Laune. Mancher schafft es nach opulentem Abendessen tatsächlich noch, das Tanzbein zu schwingen. Andere lehnen sich entspannt gegen die Säulen des Partysaals an der Bahrenfelder Trabrennbahn und schlürfen alkoholfreien Punsch. Für alle ist es ein optimaler Ausklang eines gelungenen Abends unter dem Motto „Mehr als eine warme Mahlzeit“. Schon beim Ankommen versetzt die Dekoration der Tische die Gäste in Weihnachtsstimmung. Bis es losgeht, knacken sie Nüsse und knabbern Schokolade. Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jens Ade und Alsterradio-Moderatorin Maren Bockholdt geben den Startschuss. Jens Ade begrüßt die Gäste mit Weihnachtswünschen in 16 Sprachen, von Spanisch bis Suaheli. Danach wird’s dramatisch: Drei dunkle Limousinen fahren auf der Rennbahnstrecke vor. Ihnen entsteigen die prominenten Kellner: Schauspielerin Viola Möbius, Fußball-Reporter Rolf Fuhrmann, TV-Moderator Arne Jessen und Imbiss-Profi Harry Schulz werden Schüsseln und Teller schleppen, gemeinsam mit den Musikern Johannes Oerding, Ingo Pohlmann und Cäthe, die schon beim Benefiz­konzert Charitone vollen Einsatz für Hinz&Kunzt gezeigt haben.

„Es ist ganz toll, wie wir hier bedient werden“, sagt Hinz&Künztlerin Moni. Bei Hinz&Kunzt betreut sie den Kaffeetresen. Heute kann sie sich zurücklehnen: „Wir werden richtig umsorgt.“ Das genießt auch Andreas, der der Weihnachtszeit eigentlich nicht so viel abgewinnen kann – mit Ausnahme der Feier heute. „Da treffe ich viele Bekannte wieder.“ Die Gesellschaft der anderen genießt auch Vera besonders. Für sie ist der Advent eher eine traurige Zeit: „Wenn man alleine ist, merkt man das jetzt besonders.“ Das wichtigste Geschenk für sie: mit anderen in fröhlicher Runde gut essen und trinken. Und am Ende gibt es für alle ja auch noch richtige Geschenke. Alsterradio hat prall gefüllte Beutel mit Leckereien bereitgestellt. Der Gedanke daran zaubert auch Vera wieder ein Lächeln in’s Gesicht. „Eigentlich komme ich vor allem wegen der Geschenke“, sagt sie lachend.

Richtig gute Stimmung: Nicht nur Dennis tanzt zu den Rockhouse Brothers. Musiker Ingo Pohlmann klönt mit dem Weihnachtsmann. Die Hinz&Künztler amüsieren sich. Und tschüss heißt hoffentlich: Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!
Richtig gute Stimmung: Nicht nur Dennis tanzt zu den Rockhouse Brothers. Musiker Ingo Pohlmann klönt mit dem Weihnachtsmann. Die Hinz&Künztler amüsieren sich. Und tschüss heißt hoffentlich: Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

Wer natürlich auch nicht fehlen darf: der Weihnachtsmann. Den gibt seit Jahren Hinz&Kunzt-Vertriebschef Frank Belchhaus. „Ho, ho, ho“, grüßt er und schüttelt unzählige Hände. Diesmal sind auch viele kleine Hände dabei – einige sind mit ihren Kindern zur Feier gekommen. Kinder bei einer Veranstaltung für Obdachlose? „Das befremdet erst mal“, sagt Frank Belchhaus. „Wir stellen uns schon die Frage, warum Kinder in einem so reichen Land wie unserem auf diese Art Weihnachten feiern müssen.“ Andererseits: Bei Hinz&Kunzt müsse und wolle man sich immer wieder darauf einstellen, dass die Verkäuferschaft sich verändert. „Nun sind es eben auch ganze Familien, die bei uns angedockt sind“, sagt Frank Belchhaus. Sie stammen zum Beispiel aus Rumänien. Die Eltern halten alle mit dem Straßenzeitungsverkauf über Wasser und sind glücklich, wenn ihre Söhne und Töchter nicht in der fernen Heimat bei irgendwelchen Verwandten leben müssen, sondern die ganze Familie zusammen sein kann. Die Wohnverhältnisse sind beengt, finanzielle Mittel haben sie kaum. „Das ist für die Familien hier ihr einziges Weihnachtsfest“, nimmt Frank Belchhaus an.

Und so schlemmen die Kinder wie die Großen: Kürbiscremesuppe, dann Geflügel mit Champignon-Rahm, Kartoffeln und Rotkohl. Unermüdlich tragen Johannes Oerding, die anderen Promis und viele weitere ehrenamtliche Helfer Teller zu den Tischen. Das ist anstrengend, „macht aber vor allem Spaß“, sagt der Hamburger Sänger. „Es ist toll zu sehen, wie sich alle freuen. Nur schade, dass es für so eine Aktion erst Weihnachten werden muss.“ Nun muss er weiter und den saftigen Schokoladenkuchen verteilen, der das Menü krönt. Dazu Fassbrause und Säfte, Obst und Schokolade. Kein Wunder, dass die Gäste ein bisschen Animation brauchen, um nach dem Essen mit den Rockhouse-Brothers weiterzufeiern.

Summend, satt und bepackt lassen die Partygäste sich von den Shuttlebussen wieder in die Innenstadt kutschieren. Schön war’s, finden alle. Und viel mehr als eine warme Mahlzeit.

Text: Beatrice Blank
Fotos: Mauricio Bustamante

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