Verkäufer-Forum : „Unehrliches Betteln regt mich auf!“

Vorgeblich Gehörlose bitten um Spenden für eine Behinderteneinrichtung. Die Masche macht Hinz&Künztler Klaus wütend, denn er ist sich sicher: Diese Leute betteln unter Vortäuschung falscher Tatsachen.

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Mit solchen Handzetteln werden junge Leute um Spenden für Behinderte. Das ist nicht echt, ist sich Hinz&Künztler Klaus sicher. Über das unehrliche Betteln regt er sich richtig auf.

„Im Sommer waren sie vor allem in den Parks unterwegs, seit Weihnachten tauchen sie immer öfter in der Innenstadt auf: Angeblich Gehörlose mit Handzetteln, die sie den Leuten entgegenhalten. Meistens sind es junge Leute und sie machen auch einen ganz freundlichen Eindruck. Aber was sie da tun, das macht mich richtig wütend.

Auf den Zetteln wird um Unterstützung für einen Verbund für „Taubstumme, körperlich Behinderte und arme Kinder“ gebeten. Das muss ja ein riesiger Verein sein! Das ist ja wie Caritas, Diakonie und SOS-Kinderdorf zusammen. Es gibt keine Hinweise auf auf konkrete Projekte, noch nicht mal Ortsangaben. Ich bin mir sicher: Das ist nicht echt. Das regt mich auf. Denn es gibt ja wirklich Organisationen, die sich für Gehörlose einsetzen und Geld brauchen.

Von meinem Verkaufsplatz vor Karstadt in der Mönckebergstraße aus kann ich es gut beobachten: Wer unterschreibt, wird gedrängt, auch eine Spende zu geben. Viele gehen vorbei, manche halten kurz an und gehen dann doch weiter. Aber einige zücken auch den Geldbeutel und geben denen Scheine.

Für mich sind das keine seriösen Spendensammler, sondern Bettler, die das Mitgefühl der Leute für Taubstumme ausnutzen. Dabei geht es mir nicht darum, dass sie betteln. Wenn sie Hunger haben oder aus irgendeinem anderen Grund für sich Geld brauchen, dann sollen sie das sagen. Aber Leute, die Mitgefühl zeigen, auch noch zu belügen, das ist nicht in Ordnung. Ich finde, das ist Betrug!“

Protokoll und Fotos: Beatrice Blank

klaus-handzettel_04Anmerkung der Redaktion: Den „Regionalen Verbund für Taubstumme, körperlich Behinderte“ gibt es offiziell nicht – und trotzdem ist er in ganz Deutschland bekannt. Nicht nur in Hamburg, auch in anderen Städten, wird mit diesen Handzetteln um „Spenden“ geworben – und das schon seit Jahren.
Bereits im Dezember 2011 warnte die Polizei im Kreis Lörrach in Baden-Württemberg vor den Bettlern und wies daraufhin, dass der Handzettel mitunter auch zur Ablenkung dienen würde: Passanten sind demnach beklaut worden, während sie unterschrieben. Und in einigen Städten sind Ermittlungen wegen Betrugsverdachts eingeleitet worden. Dazu ist es in Hamburg bisher nicht gekommen.
Das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen, das auch das DZI-Spendensiegel vergibt rät, sich vor dem Spenden zu erkundigen, ob die betreffende Organisation seriös ist, etwa über das Internet: „Achten Sie darauf, ob Sie sich gut informiert fühlen und die Angaben der Organisation aktuell und umfassend sind. Stellt die Organisation auch Finanz- und Tätigkeitsberichte zur Verfügung und zeigt sie sich transparent? Die Bereitschaft zur Auskunftserteilung einer Organisation ist ein entscheidendes Kriterium für ihre Seriosität“, so das Institut.