„Ich habe Hunde sehr gern, sie sind gute Kumpel“

Katja, 50, verkauft Hinz&Kunzt manchmal in der Ottenser Hauptstraße oder in der Sternschanze

(aus Hinz&Kunzt 255/Mai 2014)

Katja weiß, wie es ist, auf Hilfe angewiesen zu sein. Langfristig möchte die 50-Jährige ihr Leben wieder selbst bestimmen.
Katja weiß, wie es ist, auf Hilfe angewiesen zu sein. Langfristig möchte die 50-Jährige ihr Leben wieder selbst bestimmen.

Katja hat einen Plan. Raus aus dem Container, in dem sie seit November des vergangenen Jahres wohnt. In ihrem blechernen Zimmer lebt sie nun in einem Doppelcontainer mit Spind, Tisch und Stuhl, von der anderen Hälfte getrennt durch eine Tür. „Meine Nachbarin kriegt alles von mir mit.“ Und umgekehrt. Das gefällt ihr nicht.

Zum Glück hat sie wieder eine eigene Wohnung in Aussicht, voll möbliert. So lebte sie auch, bevor sie in die jetzige Zwischenunterkunft kam. Doch ein Freund demolierte damals ihre Wohnung samt Mobiliar, sie flog raus, wurde zum Wohnungsnotfall. Falls das mit der neuen Wohnung nicht klappt, könnte sie über das Projekt „Domizil“ eine Unterkunft bekommen.

Überhaupt möchte die 50-Jährige über ihr Leben wieder mehr selbst bestimmen, in ungefähr zwei Jahren – so peilt sie es jetzt an. Nämlich über ihr Geld und ihren Aufenthaltsort. Das übernimmt momentan überwiegend ­eine Betreuerin. So soll es nicht bleiben. Auf Hilfe angewiesen zu sein kennt sie. Vor gut zwei Jahren wurde sie schwer krank – ein Virus im Hirn. „Ich konnte nicht mehr gucken, nicht mehr sprechen. War lange im Krankenhaus, dann im Pflegeheim.“ Kurz darauf bekam sie eine Psychose. Sechs Wochen lang war sie in der Psychiatrie, geschlossene Abteilung. Mittlerweile aber blickt sie wieder nach vorn, auch wenn sie immer nur kurzfristig plant, wie sie sagt.

Katja hat noch einen weiteren Wunsch: „Ich möchte zu einem Hund kommen.“ Ganz bewusst drückt die Hamburgerin es so aus, denn für sie ist wichtig, dass sie nicht nach einem auf die Suche geht, sondern sie sich finden. „Ich habe Hunde sehr gern, sie sind gute Kumpel.“

Seit 20 Jahren verkauft Katja das Straßenmagazin, wenn auch nur ab und zu. Vor Kurzem wurde sie als Hinz&Künztlerin beschenkt: „Da kam eine ältere hübsche Frau zu mir. Die hat mir eine Karte in die Hand gedrückt. Da waren 50 Euro drin und ein christlicher Spruch.“ Katja freut sich noch heute darüber und lächelt.

Wenn sie nicht verkauft, dann liest sie. „Ich lese fast alles, was mir zwischen die Finger kommt, auch Sartre oder ­Camus“, sagt sie, „außer Bücher von Utta Danella oder Ähnliches“ – Schnulzen also. Und sie liest Sachbücher, über Ägypten zum Beispiel. Wenn es der Geldbeutel zulässt, besucht sie Ausstellungen – über den Pharao Tutanchamun oder das Volk der Skythen.

Hinz&Kunzt: Gibt es eine Person, die dich beeindruckt?
Katja: Ja, die Geissens (TV-Dokusoap über eine Millionärsfamilie bei RTL II – Anm. d. Red.) mag ich. Das ist mal plietsch. Mir imponiert Robert Geiss, weil der alles selber aufgebaut hat.

Text: Maike Plaggenborg
Foto: Mauricio Bustamante