Kälteeinbruch : Winternotprogramm tagsüber öffnen!

Das Winternotprogramm in der Friesenstraße. Foto: Mauricio Bustamante.

Trotz Minusgraden müssen obdachlose Menschen tagsüber die Winternotunterkünfte der Stadt verlassen. Hinz&Kunzt fordert: Lasst die Türen offen! Und: Wen Bürger:innen anrufen können, wenn sie Obdachlose in Not entdecken.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Hinz&Kunzt fordert, obdachlose Menschen bei der Eiseskälte nicht tagsüber aus dem Winternotprogramm auszusperren: „Gerade bei dieser Kälte ist es unzumutbar, Menschen wieder auf die Straße zu schicken“, sagt Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörn Sturm. Doch genau das passiert derzeit. Wer im städtischen Winternotprogramm übernachtet, muss morgens spätestens um 9:30 Uhr wieder raus auf die Straße. Erst um 17 Uhr öffnen die Türen des so genannten Erfrierungssschutzes wieder. Auf Hinz&Kunzt-Nachfrage heißt es von der Sozialbehörde, es gebe aktuell „keine besondere Gefährdungslage, die eine außerordentliche Tagesöffnung erforderlich macht.“

Hilfe für Obdachlose bei Kälte

An wen kann man sich wenden, wenn man vermutet, dass Obdachlose Hilfe brauchen? Die Stadt hat eine Bürgerhotline eingerichtet, die unter Nummer 4 28 28 5000 montags bis freitags von 8 Uhr bis 16 erreichbar ist und über die Sozialarbeiter:innen der Bezirke verständigt werden können.

Bei einem medizinischen Notfall sollte jedoch stets der Notruf 112 gewählt werden. Wer unsicher ist, ob ein obdachloser Mensch Hilfe benötigt, sollte die Person auf jeden Fall ansprechen und nachfragen. „Es besteht oft eine Hemmschwelle, Obdachlose anzusprechen, aber es geht darum, aufmerksam zu sein“, sagt Christina Pillat-Prieß, die Leiterin des Kältebusses. Dieser ist jeden Abend zwischen 19 und 0 Uhr zu hilfebedürftigen Menschen auf der Straße unterwegs. An Bord des roten Mobils sind Schlafsäcke, warme Decken, Isomatten, warme Kleidung und Getränk. Die Nummer des Kältebusses sollten sich alle Hamburger:innen im Telefon speichern, sie lautet:
0151 – 65 68 33 68.

Der Mitternachtsbus fährt abends die Platten der Obdachlosen ab. Foto: Diakonie Hamburg.

Auf einer festen Route durch die Innenstadt fährt der Mitternachtsbus der Diakonie Hamburg. Der lila-farbene Bus stoppt jeden Abend an bekannten Schlafplätzen obdachloser Menschen. Die ehrenamtlichen Helfer:innen verteilen warme Kleidung sowie Getränke und haben stets ein Ohr für die Obdachlosen.

Trotz der Kälte ist das städtische Winternotprogramm derzeit noch nicht voll ausgelastet. Der Grund: Viele Obdachlose meiden die Massenunterkünfte. In der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember schliefen laut Betreiber Fördern & Wohnen 306 Menschen in der Friesenstraße, 206 in einem ehemaligen Hotel in der Halskestraße, zudem suchten 17 Menschen in der Wärmestube in der Hinrichsenstraße Schutz vor der Kälte. Dort gibt es allerdings keine Betten. Hinz&Kunzt hat bereits in der Vergangenheit darüber berichtet, dass die Menschen dort auf Stühlen und dem Boden schlafen.

Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.

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