Hilfe für Obdachlose : Kältebus wappnet sich für Minusgrade

Im Kältebus können auch Rollstuhlfahrer:innen mitgenommen werden. Foto: BELA

Fürs Wochenende ist ein Temperatursturz auf minus fünf Grad nachts angesagt. Wer Obdachlose in Not sieht, kann den Kältebus um Hilfe rufen. Er versorgt die Menschen auf der Straße mit Schlafsäcken oder fährt sie ins Winternotprogramm.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Der Kältebus bereitet sich auf das erste Wochenende mit Minustemperaturen und Sturmböen vor: „Wir werden den Vorrat an Schlafsäcken und Isomatten aufstocken und auch Handschuhe und Mützen mitnehmen, die bisher noch nicht so stark nachgefragt waren“, sagt Christina Pillat-Prieß, die die Einsätze des Kältebusses im CaFée mit Herz koordiniert.

Seit dem 1. November sind jeweils zwei ehrenamtliche Helfer:innen unterwegs zu obdachlosen Menschen, die Hilfe brauche. Zwischen 19 Uhr und Mitternacht ist der Kältebus unter der Telefonnummer 0151 – 65 68 33 68 erreichbar, an sieben Tagen in der Woche. An Bord: Schlafsäcke, warme Decken, Isomatten, warme Kleidung und Getränke. Bei Bedarf fährt der Bus Obdachlose auch in die Unterkünfte des Winternotprogramms. Doch das sei bisher nur selten der Fall gewesen, sagt Christina Pillat-Prieß: „Die Bereitschaft in die Unterkünfte zu gehen, ist nicht sehr groß“, sagt sie.

„Auf alles vorbereitet“

Wie oft der Bus nachts zur Hilfe gerufen wird, sei sehr unterschiedlich und hänge stark von den Temperaturen ab. „Planbar ist bei uns nichts“, sagt Pillat-Prieß. In besonders kalten Nächten klingele das Telefon schon zwischen 30 und 50 Mal und die Teams sind bis weit nach Mitternacht im Einsatz. Obwohl der Kältebus meist in Stadtteilen wie St. Pauli, Altona und der Schanze unterwegs ist, gab es auch schon Einsätze in Bergedorf, Rissen und Duvenstedt: „Wir fahren dorthin, wo sie Leute sind“, sagt Pillat-Prieß.

Im vergangenen Winter hat der Kältebus 450 Schlafsäcke an Obdachlose verteilt, 404 Menschen wurden von der Straße ins Winternotprogramm gefahren. „Die Menschen sehen jedes Jahr erbärmlicher aus“, hat die Kältebus-Koordinatorin festgestellt. Deshalb sei es auch so wichtig, die Bürger:innen zu sensibilisieren: „Es besteht oft eine Hemmschwelle, Obdachlose anzusprechen, aber es geht darum, aufmerksam zu sein“, sagt Christina Pillat-Prieß. Tagsüber können sich Bürger:innen an die städtische Obdachlosen-Hotline 42 828 5000 wenden. Bei medizinischen Notfällen gilt aber: Immer den Notruf 112 wählen!

Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.

Weitere Artikel zum Thema