Extremwetter
Wie Hamburg Obdachlose vor Hitze schützen könnte

Eine hell strahlende Sonne auf orangem Hintergrund
Eine hell strahlende Sonne auf orangem Hintergrund
Foto: iStock/Xurzon

Erst Hitze, dann Unwetter: Am Mittwoch wird das Wetter in Hamburg gefährlich. Sozialverbände und Linksfraktion fordern besseren Schutz für Obdachlose. Wie die Stadt reagiert.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Angesichts großer Hitze und amtlichen Wetterwarnungen ist eine Debatte über den Schutz von obdachlosen Menschen entbrannt. Denn das Hamburger Wetter wird am Mittwoch extrem: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt nach einer tropischen Nacht vor „extremer Hitze“ und Temperaturen bis 36 Grad. „Vermeiden Sie nach Möglichkeit die Hitze, trinken Sie ausreichend Wasser und halten Sie die Innenräume kühl“, rät der DWD.

Für Menschen ohne Wohnung leichter gesagt als getan. Obdachlose keinen direkten Zugang zu Trinkwasser und seien ungeschützt der Sonne ausgesetzt, warnt die Hamburger Diakonie. Chronische Krankheiten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten sich bei hohen Temperaturen verschlechtern, und auch die Wundheilung werde negativ beeinflusst. Es drohen demnach gar „lebensbedrohliche Komplikationen“.

Mehr Trinkwasserspender und kühle Schutzräume

Um Obdachlose zu schützen, solle die Stadt deswegen Schutz- und Kühlräume schaffen, indem sie klimatisierte Räume wie Bezirksämter, Bibliotheken und Museen für den Aufenthalt öffnet. Zum körperlichen Schutz sollte sie Sonnencreme, -hüte und leichte Kleidung ausgeben, leichte Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel gegen Dehydration verteilen und mobile medizinische Teams schaffen, die frühzeitig Hitzeschäden bei Menschen erkennen. Außerdem muss die öffentliche Wasserversorgung nach Ansicht der Diakonie verbessert werden – durch den Ausbau öffentlicher Brunnen, mobile Wasserstationen, Trinkwassertanks, Wasserwägen und kostenlose Wasserflaschen in öffentlichen Gebäuden.

Auch der Hamburger Sozialverband fordert mindestens 50 neue Trinkwasserspender für Hamburg, um ältere Menschen, Wohnungslose und Menschen mit chronischen Erkrankungen zu versorgen. Außerdem sollen nach Ansicht des Vorsitzenden Klaus Wicher Wasserzerstäuber besonders heiße Flächen in der Stadt abkühlen: „Versiegelte Flächen speichern Hitze – Wasserzerstäuber könnten hier sofortige Linderung bringen und sind mit wenig Aufwand umsetzbar.“

Für Obdachlose nur Sonnencreme, sonst nichts
Hamburger Hitzeaktionsplan
Für Obdachlose nur Sonnencreme, sonst nichts
Hamburg will mit seinem neuen Hitzeaktionsplan die Anzahl hitzebedingter Todesfälle reduzieren. Obdachlose bekommen aber außer Sonnencreme kaum Hilfe bei extremer Hitze.

Linke fordert Hitzehilfe für Obdachlose

Der Senat hat im Frühjahr seinen lange angekündigten Hitzeaktionsplan vorgestellt. Darin sind obdachlose Menschen zwar als besonders von Hitze betroffene Gruppe genannt, Schutzmaßnahmen speziell für sie enthält der Plan aber kaum. Die Diakonie etwa kritisiert, dass genannte öffentliche Orte, an denen sich Menschen abkühlen oder mit Trinkwasser versorgen können, für Obdachlose schwer zugänglich sind.

Eine Weiterentwicklung des Plans befürwortet die Linksfraktion am Mittwoch in der Bürgerschaft. In ihrem Antrag fordern die Abgeordneten ein „stadtweites Hitzehilfe-Programm für obdachlose Menschen“. Dieses Programm soll zusätzliche Unterkünfte in den Sommermonaten, kostenloses Trinkwasser und Sonnenschutz und Zugang zu schattigen Rückzugsorten und Abkühlungsmöglichkeiten für Obdachlose enthalten. Außerdem soll die Stadt flächendeckend Trinkwasserspender aufstellen lassen – „insbesondere an stark frequentierten Orten, an denen sich obdachlose Menschen häufig aufhalten“.

So reagiert die Stadt auf Hitze und Unwetter

Ab Spätnachmittag drohen laut DWD in Hamburg extrem heftiger Starkregen, Orkanböen und schwere Gewitter. „Entsprechend sollte der Aufenthalt im Freien bei nahenden Gewittern vermieden werden“, hieß es. Der städtische Unterkunftsbetreiber Fördern&Wohnen hat angekündigt, die Notunterkunft Pik As nicht erst um 17 Uhr zu öffnen und Obdachlose auch schon früher einzulassen. In der Notübernachtungsstätte FrauenZimmer dürften sich obdachlose Frauen ohnehin wetterunabhängig tagsüber aufhalten. Die Tagesaufenthaltsstätte in der Spaldingstraße schließt wie gewöhnlich um 16 Uhr. Alle Einrichtungen würden Getränke und Sonnencreme zur Verfügung stellen, hieß es auf Nachfrage von Hinz&Kunzt.

Die Sozialbehörde verwies gegenüber unserem Magazin auf die aufsuchende Sozialarbeit, Duschmöglichkeiten in Tagesaufenthaltsstätten und die Ausgabe von Sonnenschutzmitteln und Getränken dort.

Autor:in
Benjamin Buchholz
Benjamin Buchholz
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD für das Onlinemagazin.

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