Volle Wohnunterkünfte : Leider kein Platz

Hamburgs städtische Wohnunterkünfte, wie hier in Duvenstedt, sind voll. Foto: Miguel Ferraz
Hinz&Kunzt Randnotizen

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Die Wohnunterkünfte der Stadt Hamburg sind voll belegt. Obdachlose und Geflüchtete müssen deshalb warten.

Julia Krüger kennt die Abläufe der Fachstelle für Wohnungsnotfälle. Offen dienstags und donnerstags am Vormittag, einen Termin braucht es nicht, es soll um schnelle Hilfe gehen: Wer wohnungslos ist und einen Anspruch auf öffentliche Unterbringung hat, bekommt schnell ein Zimmer, vielleicht in einem Wohncontainer, vielleicht in einem Hotel. Soweit die Idee.

Am 4. April begleitete Julia Krüger, Praktikantin in der Hinz&Kunzt-Sozialarbeit, einen wohnungslosen Hinz&Künztler, stand um kurz nach zehn Uhr in der Fachstelle im Bezirks­amt Mitte, doch diesmal waren die Gänge brechend voll, so erzählt sie es ein paar Tage später: überall Menschen, sie zogen eine Nummer, warteten zwei Stunden. Als sie an der Reihe waren, sagte ein Mitarbeiter, es tue ihm leid, doch er könne keine Unterkunft vermitteln. Nichts sei frei, das könne noch Wochen dauern. Die einzige Möglichkeit sei ein Bett im Pik As, der Notunterkunft für Obdachlose.

Für den Mann, den Sozialarbeiterin Krüger an diesem Tag begleitete, ist eine Unterbringung in dieser Notunterkunft mit Mehrbettzimmern aber nicht möglich. Er leidet unter einer psychischen Erkrankung, die ihn viele Menschen auf wenig Raum nicht ertragen lässt. Derzeit schläft er bei einem Bekannten oder auf der Straße. Er erhält Grundsicherung, weil er wegen seiner Erkrankung nicht mehr arbeiten kann. Damit hat er Anspruch auf eine öffentliche Unterbringung. Doch die Unterkünfte sind voll.

In den sogenannten Wohnunterkünften bringt Hamburg alle Wohnungslosen mit Ansprüchen auf Sozialleistungen unter: egal ob Geflüchtete, Ham­burger:innen, die ihre Wohnung verloren haben, oder Arbeitsmig­rant:innen. Sie alle sind also die Leidtragenden, wenn es zu wenig Raum gibt. Wie angespannt die Lage ist, wurde zuletzt Ende März mit dem Ende des diesjährigen Winternotprogramms deutlich. Statt die Obdachlosen wie üblich auf die Straße zu setzen, kündigte die Sozialbehörde an, dass 200 Menschen weiterhin in der Großunterkunft in der Friesenstraße bleiben dürfen.

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Artikel aus der Ausgabe:

Zehn Jahre Lampedusa in Hamburg

Nach der Solidaritätswelle: Wie die Lampedusa-Geflüchteten in Hamburg angekommen sind – und wie die EU sich an ihren Grenzen immer weiter abschottet. Außerdem: Wieso Hamburgs Wohnunterkünfte überfüllt sind wie sich ein Festival gegen Antisemitismus stark macht. 

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Autor:in
Anna-Elisa Jakob
Anna-Elisa Jakob
Ist 1997 geboren, hat Politikwissenschaften in München studiert und ist für den Master in Internationaler Kriminologie nach Hamburg gezogen. Schreibt für Hinz&Kunzt seit 2021.

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