Poets on the beach : Strandlektüre

Mit den Füßen im Sand und Blick auf Containerschiffe lässt sich vortrefflich Literatur genießen, finden die Poets on the beach, die im Juli zur Autorenlesung nach Övelgönne laden.

(aus Hinz&Kunzt 233/Juli 2012)

Autor Benjamin Maack bringt zur Lesung am Elbstrand seine skurrilen Kurzgeschichten mit.

Benjamin Maack passt bestens an den Elbstrand. Mit seinem roten Bart und dem karierten Hemd erinnert er an einen alten Seebären, der hierher kommt, um seine Netze zu flicken und Seemannsgarn zu spinnen. Zum Geschichten-Erzählen ist er auch hier: Der Schriftsteller ist einer von vier Autoren, die bei der Open-Air-Lesung „Poets on the beach“ Bücherfreunde und Zufallsgäste mit Literatur unterhalten. Wellenrauschen und Schiffsgetute inklusive.

„Ich liebe es, hier zu lesen“, sagt Benjamin Maack. „Der ganze Strand ist voller Menschen. Und wo sonst wird auf ­Lesungen nach einer Zugabe verlangt, wie bei einem Rockkonzert?“ Der 33-Jährige ist schon mehrmals bei den Strandlesungen aufgetreten und kramt gemeinsam mit Veranstalterin Friederike Moldenhauer Anekdoten hervor. Legendär: die Bugwelle eines Riesendampfers, die den Strand überschwemmte, eine Lesung bei strömendem Regen unter ­flatternden Planen und weniger hartgesottene Autoren, die am Vorabend absagen, weil sie wetterfühlig sind.

„Der Kampf mit den Elementen gehört bei Poets on the beach einfach dazu“, meint Friederike Moldenhauer. Die 43-jährige Lektorin und Übersetzerin ist seit 1999 selbstständig und hat seitdem Dutzende Poetry Slams, Buchpräsentationen und Lesungen organisiert. „Mir geht es um Literatur, aber ich will auch Spaß haben.“

Spaß ist allerdings nichts, was zu den Texten von Benjamin Maack passt. Seine Texte sind düster, poetisch und skurril. „Monster“, sein dieses Jahr veröffentlichter Band, enthält ­sieben in knapper Sprache erzählte Kurzgeschichten. Alle Protagonisten heißen wie der Autor selbst: Benjamin. Ein Kunstgriff, den Maack mit großer Ernsthaftigkeit erklärt: „Ich stecke in allen Protagonisten drin und fühle mit ihnen. Was sie erleben, tut mir auch weh.“ Und seine Helden erleben ­unheimliche, aber oft auch komische Dinge. Sie fahren tote Eulen im Kofferraum spazieren, verarbeiten traumatische Kindheitserlebnisse und verführen Minderjährige. „Ich will nicht schocken. Ich will an Grenzen stoßen.“

„Leichte Kost liest Benjamin nicht“, sagt Friederike ­Moldenhauer. „Aber ich finde es gut, dass er schwierige ­Themen anfasst. Und mit seiner Moderation holt er sie ­immer wieder aus dem Dunkeln hervor.“ Im Gegensatz zum Buch-Benjamin ist der echte Benjamin nämlich kein verschrobener Sonderling, sondern ein schlagfertiger Unterhalter. Wie ein alter Seebär.

Text: Sybille Arendt
Foto: Cornelius M. Braun 

Poets on the beach: So, 29.7., 18 Uhr, Elbstrand Övelgönne, Höhe Schulberg, neben der „Strandperle“, mit Benjamin Maack, Isabel Bogdan, Andreas Greve und einem Überraschungsgast, Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. Nächster Termin: So, 26.8., 18 Uhr