Solidarität nach Brandanschlag

Ein Dorf setzt ein Zeichen für Geflüchtete

Elke Spinneker (links) gibt Ibrahim Ayam Tipps, Noor Jafaar übersetzt. Foto: Miguel Ferraz
Elke Spinneker (links) gibt Ibrahim Ayam Tipps, Noor Jafaar übersetzt. Foto: Miguel Ferraz
Elke Spinneker (links) gibt Ibrahim Ayam Tipps, Noor Jafaar übersetzt. Foto: Miguel Ferraz

Mit einem Brandanschlag versuchten Unbekannte, eine Unterkunft für Geflüchtete in Wittorf bei Lüneburg zu verhindern. Doch die Menschen vor Ort lassen sich nicht einschüchtern.

Das Entsetzen ist groß an diesem Samstag im November 2023. Im ehemaligen Altenheim in Wittorf hat es mitten in der Nacht gebrannt, den Bewohner:innen des 1500-Seelen-Dorfes nordwestlich von Lüneburg bietet sich am Morgen danach ein Bild der Verwüstung. Teile des Hauses sind ausgebrannt, andere einsturzgefährdet. Schnell zeigen die Ermittlungen der Behörden: Es war Brandstiftung. Und Rassismus erscheint als Motiv wahrscheinlich. Schließlich hatte der Bürgermeister nur wenige Tage vor dem Feuer auf einem Informationsabend verkündet, dass bald Geflüchtete in das leer stehende Gebäude einziehen sollen. Einige kritische Stimmen habe es gegeben, berichten Menschen, die vor Ort waren, vor allem über die Kurzfristigkeit der Planung. Rassismus wurde bis dahin in Wittorf aber nicht sichtbar.

Rassismus als Motiv für Brandanschlag?

„Im Leben nicht“ habe sie sich so etwas vorstellen können, sagt Elke Spinneker knapp zwei Jahre später an einem sonnigen Vormittag im August. Die 55-Jährige wohnt wenige Meter vom Anschlagsort entfernt. Sie engagiert sich nicht nur im „Café International“, einer Initiative für Geflüchtete, sondern sitzt auch für die Grünen im Gemeinderat. „Der Schock war riesig, auch weil wir tolle Pläne mit dem ehemaligen Altenheim hatten“, sagt die Frau mit dem ansteckenden Lachen. Von einem Haus, in dem Einheimische und Geflüchtete Tür an Tür leben, habe sie geträumt und von Gemeinschaftsräumen fürs Dorf. Als für diese Ideen keine politischen Mehrheiten zustande kommen, sollen durch den Umbau zumindest bis zu 60 Schutzsuchende ein vorübergehendes Zuhause finden. Doch die Gewalttat zerstört diese Pläne.


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Autor:in
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas schreibt seit vielen Jahren für Hinz&Kunzt - seit 2022 als angestellter Redakteur.

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