20 Hamburger Straßen oder Plätze hat die Stadt seit 1985 umbenannt, weil ihre Namensgeber in der Zeit des Nationalsozialismus Mitglied der Hitler-Partei NSDAP waren oder in anderer Form das Terrorregime unterstützten. Weitere 13 Straßen sollten nach Einschätzung einer Kommission aus Fachleuten wegen NS-Belastung der Namensgebenden geändert werden. Verantwortlich für die Umsetzung sind die Bezirke.
Wie eine Hinz&Kunzt-Umfrage unter den Bezirksämtern ergab, sind diese bislang in drei Fällen den Empfehlungen gefolgt. Weitere Umbenennungen seien in Vorbereitung. Zuletzt wurde der Högerdamm in Hammerbrook wegen NS-Belastung umbenannt. Denn Architekt Fritz Höger, als dessen Meisterwerk das Chile-Haus gilt, „brachte sich in der Frühphase des Regimes aktiv im nationalsozialistischen Sinne ein“, heißt es im 2022 veröffentlichten Kommissionsbericht. Und: „Auch nach 1945 äußerte er sich in privaten Aufzeichnungen antisemitisch.“ Wie das Bezirksamt Mitte erklärte, heißt die Straße in Hammerbrook nun Recha-Lübke-Damm und Bella-Spanier-Weg – benannt nach zwei Lehrerinnen von der staatlichen Mädchenschule Rosenallee, die von den Nazis ermordet wurden.
Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hatte 2020 eine Kommission aus Historiker:innen und Politiker:innen berufen, die Leitlinien zum Umgang mit NS-belasteten Straßennamen entwickeln sollte. Neben Umbenennungen fordern die Fachleute für elf Straßennamen eine „kritische Kontextualisierung“, um Interessierte über die Rolle der Namensgebenden in der Nazizeit aufzuklären. Weitere Kandidat:innen könnten hinzukommen: Da „keine vollständige Liste aller als NS-belastet geltender Straßennamen vorlag“, so die Kommission, habe sie ihre Kriterien „anhand von einzelnen, beispielhaft ausgewählten Biografien entwickelt“.
