Mit Unterstützung der Bürgerschaft : Seenotretter „Alan Kurdi“ wieder auf Mission

Das Rettungsschiff "Alan Kurdi" der NGO Sea-Eye ist wieder auf Mission. Foto: Fabian Heinz / Sea-Eye

Das Rettungsschiff „Alan Kurdi“ des Vereins Sea-Eye fährt seit Freitag wieder. Die letzten Wochen lag es in spanischen Häfen, weil Geld fehlte. Das kommt jetzt vom Verein Sea-Watch – und von der Hamburgischen Bürgerschaft.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Dass die Alan Kurdi wieder fährt, ist einer anderen NGO zu verdanken: Sea-Watch finanziert die gesamte aktuelle Mission des Rettungsschiffes mit 60.000 Euro. Geld, das eigentlich für einen Rettungseinsatz der Sea-Watch gedacht war. Weil deren Schiff „Sea-Watch 3“ aber momentan beschlagnahmt vor Sizilien liegt, hat sich die NGO entschieden, die Kollegen von Sea-Eye und ihr Schiff „Alan Kurdi“ zu unterstützen: „Wir sind glücklich und dankbar wieder starten zu können. Es ist das erste Mal, dass eine Seenotrettungsorganisation einer Anderen auf diese Weise hilft“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye.

Unterstützung für Sea-Eye kommt aber auch von anderer bislang ungewohnter Seite: Der Hamburgischen Bürgerschaft. Die hat schon im Dezember 2018 beschlossen, den Verein mit 4900 Euro zu unterstützen. Jetzt ist das Geld geflossen und wurde bereits in Schwimmwesten und Ferngläser investiert. Die Hilfe ist Teil der sogenannten Tronc-Mittel. Das sind Steuereinnahmen, die die Stadt aus dem Glücksspiel-Sektor gewinnt und mit denen gemeinnützige Zwecke unterstützt werden. Neben der Sea-Eye wurden damit zuletzt auch zahlreiche andere Projekte unterstützt. Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler freut sich im Gespräch mit Hinz&Kunzt: „Hamburg ist nicht nur sicherer Hafen, sondern fördert das Anliegen der zivilen Seenotrettung jetzt auch ganz konkret – durch finanzielle Unterstützung.“

„Hamburg fördert das Anliegen der zivilen Seenotrettung jetzt auch ganz konkret.“– Gorden Isler

„Sicherer Hafen“ ist Hamburg seit 2018. Damals hat sich Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gemeinsam mit den Bürgermeistern der beiden anderen Stadtstaaten Bremen und Berlin gegen die Kriminalisierung von Seenotrettung und für die „Versorgung und Integration von Flüchtlingen“ positioniert. Bisher war das aber in erster Linie eines: Ein Bekenntnis. Mit der finanziellen Unterstützung ändert sich das nun. „Unseres Wissens ist Hamburg die erste Stadt überhaupt, die zivile Seenotrettung direkt finanziell unterstützt“, sagt Gorden Isler.

Neuer Heimathafen: Hamburg

Unabhängig von dieser Unterstützung ist Hamburg von nun an auch offizieller Heimathafen der Alan Kurdi. Also der Ort, an dem das Schiff bei den Behörden registriert ist. Der bisherige Heimathafen war ohnehin eher ein Zufall: Weil das Schiff in Stralsund gekauft wurde, war es auch dort gemeldet. Der Umzug nach Hamburg hat deshalb vor allem praktische Gründe: Mehrere der Vorstandsmitglieder von Sea-Eye wohnen in Hamburg, außerdem befinden sich wichtige Ämter und auch der internationale Seegerichtshof in Hamburg, erläutert Isler.

Darüber hinaus hofft die NGO aber auch auf Unterstützung aus der Hamburger Zivilgesellschaft, Unterstützung, die die NGO in Stralsund zuletzt vermisst hat: „Wir sind gespannt, was die Zukunft in unserem neuen Heimathafen bringt“, sagt er.

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

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