Winternotprogramm : Obdachlosenunterkünfte oft dicht belegt 

Einzelzimmer wie hier in der Eiffestraße sind die Ausnahme im Winternotprogramm – umso höher ist die Nachfrage. Foto: Mauricio Bustamante

Die Unterkünfte des Winternotprogramms sind weiterhin stark ausgelastet. Fast 40 Prozent der Mehrbettzimmer sind mit mehr als zwei Personen belegt. Auch die Nachfrage nach Einzelzimmern ist hoch.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Gut 700 Menschen verbrachten die vergangene Nacht in den drei Großunterkünften des Winternotprogramms oder in der neuen Unterkunft in der Eiffestraße, die sich insbesondere an Menschen mit psychischen oder physischen Einschränkungen richtet. Das geht aus Zahlen des städtischen Betreibers Fördern und Wohnen (f&w) hervor.

In der neuen Unterkunft in der Eiffestraße schliefen demnach zuletzt 66 Menschen in einem Einzelzimmer. Ursprünglich war die Unterkunft für 35 Menschen ausgelegt – allerdings war schon früh klar, dass die Nachfrage diese Plätze übersteigt. Auf eine Anfrage der CDU-Fraktion erklärt der Senat, dass f&w die Möglichkeiten vor Ort wegen des hohen Bedarfs ausgeschöpft habe um dem „temporären Platzmehrbedarf” nachzukommen.

Für Andreas Grutzeck, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, zeigt die hohe Belegung, „dass die Nachfrage nach Einzelunterbringung für Obdachlose mit psychischen oder physischen Beeinträchtigungen viel größer ist, als vom Senat lange behauptet.“ Anträge von CDU und Linksfraktion, die mehr Einzelzimmer forderten, hatte der rot-grüne Senat immer wieder abgelehnt.

Großunterkünfte gut ausgelastet

Auch die Großunterkünfte in der Friesen- und Kollaustraße und an der Schmiedekoppel sind gut ausgelastet, wie ebenfalls aus der Senatsantwort hervorgeht. Die meisten der Zimmer in den Unterkünften sind demnach mit zwei Menschen belegt. In den Einrichtungen in der Friesen- und Kollaustraße sind allerdings auch viele Menschen in Drei- oder Vierbettzimmern untergebracht. Für Grutzeck zu viel: „Dass dort jeweils fast 40 Prozent der Zimmer mit mehr als zwei Personen belegt sind, widerspricht der Aussage des Senats, dass er im Winternotprogramm zum Schutz vor Infektion eine lockere Belegung anstrebe“, meint der Sozialpolitiker.

Offiziell endet das Winternotprogramm Ende März. Wie es dann weitergeht ist noch unklar. Schon im Februar hatte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) eine Verlängerung in Aussicht gestellt, um Impfungen in den Unterkünften zu ermöglichen. Eine finale Entscheidung dazu steht aber noch aus.

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

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