Berliner Straßenmagazin : Neue Hoffnung für den Strassenfeger

Das Berliner Straßenmagazin "strassenfeger". Foto: BELA

Nach dem Ende des Berliner Magazins Strassenfeger erreichen den Trägerverein viele Hilfsangebote. Ehemalige Straßenkinder schenken den obdachlosen Verkäufern als Übergangslösung sogar eine eigene Straßenzeitung.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Berlins Obdachlose bekommen eine Straßenzeitung geschenkt: Die Sozialgenossenschaft Karuna hat eine Zeitung produziert, die jetzt an Strassenfeger-Verkäufer ausgeben wird. Denn nach 24 Jahren hatte das Berliner Straßenmagazin am 18. Juni überraschend sein Ende verkündet.

Das neue Magazin soll 1,50 Euro kosten und die Einnahmen komplett bei den Verkäufern bleiben, berichtet der Tagesspiegel. „Viele von uns waren selbst einmal obdachlos, bis wir uns solidarisch verbündet haben“, schreiben die in der Kuruna-Sozialgenossenschaft engagierten ehemaligen Straßenkinder auf dem Titelblatt der neuen Zeitung. Darüber hinaus stünde man für eine Übernahme des Zeitungsprojektes bereit.

Inzwischen häufen sich die Hilfsangebote um das Projekt zu retten– Mara Fischer

Sie freue sich über das Angebot, teil die Vorsitzende des Strassenfeger-Vereins Mara Fischer gegenüber Hinz&Kunzt mit. „Inzwischen häufen sich die Hilfsangebote um das Projekt zu retten.“ Das neue Magazin ist allerdings wohl eher eine Nothilfe für die Verkäufer und bietet noch kein tragfähiges Konzept. Vor allem am Vertrieb der Zeitung war der Strassenfeger offensichtlich gescheitert. „Eine Rettung des Projektes ist unter den derzeit desolaten Strukturen und der personellen Situation im Verein nicht möglich“, teilt der Vorstand mit.

Laut Fischer beschäftigt der Trägerverein bislang nur drei Mitarbeiter in Vollzeit, die aber nicht etwa in der Zeitungsredaktion oder deren Vertrieb, sondern in der Notschlafstätte des Vereins arbeiten. Die Zeitung und vor allem der Vertrieb werden überwiegend ehrenamtlich betrieben. Zudem hatte der Straßenfeger nach Angaben von Fischer zuletzt deutlich weniger als die in den Medien kolportierte Zahl von etwa 300 Verkäufern. Tatsächlich hätte es wohl eher 50 bis 100 Stammverkäufer gegeben, die man jetzt nicht im Regen stehen lassen wolle.

Wie und ob es mit dem Strassenfeger weiter geht, ist weiter ungewiss

Ende der Woche finden Gespräche zwischen dem Trägerverein, der Senatsverwaltung und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin statt. „Dort werden wir alle Möglichkeiten und Optionen besprechen“, teilt der Vorstand mit. Grundlage für die Fortführung der Zeitung sei ein tragfähiges Konzept für den Vertrieb.

Anders als beispielsweise bei Hinz&Kunzt haben die Strassenfeger keine festen Verkaufsplätze. Eine Neuauflage der Zeitung müsse sich laut Fischer beispielsweise am Hamburger Pendant orientieren, um bestehen zu können.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

Weitere Artikel zum Thema