Birgit Laenger ist das einzige Hinz&Kunzt-Freundeskreismitglied in Italien. Ihre innige Zuneigung entdeckte sie allerdings erst nach dem Wegzug aus Hamburg in die Lombardei …
Was sie an Hamburg am meisten vermisse? Da muss Birgit Laenger keine Sekunde überlegen: „Die Elbe“, entfährt es ihr sehnsuchtsvoll. Während der jährlichen Besuche in der alten Heimat sage selbst ihr Mann Ugo immer: „Es ist so schön, lass uns doch hierherziehen!“ Aber nur halb im Ernst sei das gemeint, denn sie haben es ja gut dort, wo sie seit 2006 gemeinsam leben – im norditalienischen 17.000-Einwohner:innen-Städtchen Lonato del Garda, nur vier Kilometer entfernt vom berühmten See und genau wie Hamburg auf dem 10. Längengrad gelegen. Das Schönste dort? „Unser Garten“, kommt es ebenfalls ohne zu zögern.
Die gebürtige Hamburgerin Birgit Laenger ist das einzige unserer mehr als 3000 Freundeskreis-Mitglieder, das in Italien lebt. Grund genug, mal via Telefon nachzuforschen, wie sich ein solches Engagement über 1200 Kilometer Entfernung erklären lässt. Und auch, wie sich das soziale Leben in der Lombardei von jenem in Poppenbüttel unterscheidet, wo die heute 60-Jährige aufwuchs und später wieder wohnte, bis es sie der Liebe wegen jenseits der Alpen verschlug.
Ihren späteren Mann Ugo lernte Birgit Laenger 2005 im französischen Taizé kennen, während einer ökumenischen Glaubensreise. Bald darauf zog sie in seine Heimat an den Gardasee. „Wir leben hier unseren Glauben, ich bezeichne uns als spirituelle Menschen“, sagt sie. Dafür sei Italien ein guter Ort: „Die Kirche ist im Leben der Menschen noch sehr tief verankert, viel tiefer als in Hamburg. Und es gibt viele alternative Strömungen, die Glauben und politische Aktivität zusammen ermöglichen.“ Da finde jede:r seinen inneren Weg – so unterstützt das Paar über den Sozialfonds ihrer evangelisch-lutherischen Gemeinde eine Obdachlosen-Hilfseinrichtung in Verona.
Denn: Das soziale Klima sei auch in Italien rauer geworden, sagt Birgit Laenger, „in den großen Städten sind Armut und Obdachlosigkeit sehr sichtbar.“ Ständige Gesetzesänderungen und undurchsichtige Bürokratie würden staatliche Hilfeleistungen immens erschweren, deshalb sei privates Engagement umso wichtiger. Da stimme einfach das Klischee der hilfsbereiten Italiener: „Es gibt eine große Solidarität der Menschen untereinander.“ Die spüren sie zuweilen auch selbst, Ugo ist an MS erkrankt und sitzt im Rollstuhl. Um sich gut zu kümmern, arbeitet Birgit Laenger – nach zuvor häufiger wechselnden Jobs – seit einem Jahr nicht mehr.
Und woher die Verbindung zu Hinz&Kunzt? Sie sei zwar Gelegenheitsleserin fast der ersten Stunde – aber erst als eine Hamburger Freundin immer einige Ausgaben des Magazins beim Italienbesuch mitbrachte, wuchs der Wunsch nach Verbundenheit. So habe sie das Magazin schließlich abonniert – außerhalb Hamburgs ist das möglich – und sei dann auch dem Freundeskreis beigetreten: „Trotz der Ernsthaftigkeit der Themen und Schicksale bleibt mir bei euch immer etwas Positives, weil den Menschen mit Respekt begegnet wird. Ihr seid für mich ein wichtiges Stück alte Heimat.“ Und ihr Mann wisse schon: „Wann immer die neue Ausgabe eintrifft, bin ich sofort drin und einige Stunden nicht ansprechbar.“ Zur Belohnung, sagt Birgit Laenger – „kriegt er später die interessantesten Geschichten auf Italienisch vorgelesen.“ Und da hört man selbst durchs Telefon ein Lächeln.
