Textilfabriken in Bangladesch : „Ein gewaltiger Schritt“

Zahlreiche große Modeketten haben sich verpflichtet, für eine Verbesserung der Arbeitssicherheit in den Textilfabriken in Bangladesch zu sorgen. Bislang hatten sie das abgelehnt, aber nach einem erneuten Unfall wurde der Druck zu groß.

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Helfer suchen nach dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch im April nach Überlebenden.

Lange haben die Konzerne sich geweigert, jetzt machen viele endlich verbindliche Zusagen zur Arbeitssicherheit in den Textilfabriken in Bangladesch. Modehäuser wie H&M, Zara, C&A, Hess Natur, Benneton und sogar der viel kritisierte Textil-Discounter Kik haben bis Mittwochabend ein rechtsverbindliches Brand- und Gebäudeschutzabkommen unterschrieben, das die Zustände in den Fabriken verbessern soll. Auch die Supermarktketten Rewe, Aldi und Lidl haben unterzeichnet. Sogar scharfe Kritiker des bisherigen Verhaltens der Unternehmen sind angesichts dieser Meldung begeistert: „Das ist ein gewaltiger Schritt zu grundlegenden Verbesserungen“, sagt Berndt Hinzmann von der Clean Clothes Campaign (CCC).

Die Einkäufer-Unternehmen verpflichten sich, für bessere Bedingungen bei ihren Lieferanten in Bangladesch zu sorgen. Das Abkommen, das mit unterschiedlichen Gewerkschaftsorganisationen und staatlichen Stellen geschlossen wurde, beinhaltet unter anderem die Verpflichtung zur Instandsetzung von Gebäuden und zur Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen. In Zukunft soll es unabhängige Sicherheitsinspektionen geben, deren Ergebnisse veröffentlicht werden. Auch finanziell würden die Unternehmen ihrer Verantwortung nachkommen, sagt CCC-Sprecher Hinzmann. Er rechnet mit etwa 500.000 Euro, die jede Firma aufbringen müsse. Für die Kampagne ist das ein „richtig guter Anfang“, gerade auch, weil mehrere große Einkäufer beteiligt sind: „Je mehr Unternehmen gemeinsam agieren, desto größer ist die Wirkung.“

Auch die Hamburger Otto-Gruppe hat deswegen am Donnerstag angekündigt, das Abkommen zu unterzeichnen. Noch in der Mai-Hinz&Kunzt hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Otto das abgelehnt, weil er andere Maßnahmen für sinnvoller hielt. „Wir unterstützen die Idee dieser Allianz ausdrücklich!“, sagt Johannes Merck, Direktor Corporate Responsibility der Otto Group jetzt zu Hinz&Kunzt. „So kann die Branche mit einem größeren Gewicht notwendige Verbesserungen vorantreiben. Diesen Ansatz verfolgt die Otto Group bereits seit längerem.“

Bis die großen Modehäuser zur Unterschrift bereit waren, vergingen mehrere Monate. Tchibo unterschrieb das Abkommen bereits im vergangenen September als erster deutscher Einkäufer, zuvor hatte mit PVH der Hersteller von Calvin Klein und Tommy Hilfiger unterzeichnet. Die anderen reagierten nun auf eine Frist, die ihnen die Gewerkschaften nach dem letzten Zwischenfall in Bangladesch gesetzt hatten. Im April waren bei einem Gebäudeeinsturz über 1100 Angestellte von Textilherstellern ums Leben gekommen. „Der öffentliche Druck hat jetzt die Unternehmen umgestimmt“, sagt Hinzmann.

Sogar Textilhersteller in Bangladesch begrüßten die Zusagen der Konzerne. Atiqul Islam, Vorsitzender der Vereinigung der bangladeschischen Textilhersteller und -exporteure, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es wäre eine „sehr gute Sache für uns alle“, sollten die Konzerne bei Reparaturen oder Instandsetzungen behilflich sein.

Ob die Unternehmen sich tatsächlich an die Vereinbarung halten, wird sich zeigen. „Es ist wichtig, dass die kritische Öffentlichkeit da dran bleibt und nachfragt“, sagt Bernd Hinzmann. Insbesondere müssten die Veränderungen nachhaltig sein, betont er: „Es darf keine Show-Umstellung sein, nach der sich die Mängel wieder einschleichen.“

Hamburger Filialen

Wir haben für sie herausgearbeitet, welche Unternehmen mit Filialen in der Hamburger Innenstadt das Abkommen unterzeichnet haben:

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Text: Benjamin Laufer
Foto: Action Press