Rothenburgsort : Nach der Razzia: Wo wohnen jetzt die Menschen?

Am 12. Juli haben Polizei, Ordnungsamt und weitere Behörden Unterkünfte in der Billstraße überprüft. Foto: Actionpress / NIBOR

Gleich mehrere illegale Unterkünfte hat die Stadt vergangene Woche bei einem Großeinsatz in der Billstraße geschlossen. Wo die 80 Menschen geblieben sind, die dort für Wucherpreise unterkamen, ist bis auf fünf Fälle nicht bekannt.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Es war ein Aufmarsch, der an die sogenannten Aktionstage der Sozialbehörde gegen Sozialleistungsmissbrauch erinnerte: Rund 90 Mitarbeitende von Bezirksämtern, Polizei, Feuerwehr und Steuerfahndung haben vergangenen Mittwoch mehrere illegale Unterkünfte in der Billstraße geräumt. Rund 80 Menschen hätten dort auf acht Grundstücken Unterschlupf gefunden, für durchschnittlich 18 Euro pro Nacht, bestätigte das Bezirksamt Mitte entsprechende Medienberichte. Das bedeutet 540 Euro monatlich für einen Platz in einem kargen Mehrbettzimmer: „In einem Objekt wurden 55 Euro pro Nacht verlangt“, so eine Behördensprecherin. Ein Wucherpreis, den die Bewohner:innen – laut Bezirksamt „hauptsächlich aus osteuropäischen Ländern“ – vor allem deshalb gezahlt haben dürften, weil es ihnen an Unterkunftsalternativen fehlt.  

Umso erstaunlicher mutet die weitere Auskunft des Bezirksamts an: Von den 80 Geräumten hätte nur fünf das Angebot angenommen, in eine städtische Unterkunft zu ziehen. Warum die anderen 75 die Offerte ablehnten und wo sie heute schlafen, ist der Stadt nicht bekannt: „Dazu liegen hier keine konkreten Erkenntnisse vor“, so die Sprecherin des Bezirksamts. Auch der städtische Unterkunftsbetreiber Fördern&Wohnen, ebenfalls bei der Razzia vor Ort, konnte keine Antworten auf die Hinz&Kunzt-Fragen geben. 

Anlass der Razzia waren „massive Brandschutzmängel“: Einige der Gebäude hätten keinerlei Rettungsweg gehabt, bei anderen seien Flucht- und Rettungswege verstellt oder versperrt gewesen. Bei den festgestellten Verstößen handle es sich um Ordnungswidrigkeiten, so das Bezirksamt. Verfahren gegen die Verantwortlichen würden eingeleitet. Mehr wollte die Sprecherin „aus Datenschutzgründen“ nicht sagen. 

Vor drei Monaten war es in der Billstraße zu einem Großbrand gekommen. Bereits im Mai hatte das Bezirksamt nach einer Razzia eine Unterkunft geschlossen. Auch hier lägen „keine Erkenntnisse über den weiteren Aufenthalt“ der Betroffenen vor, so die Amtssprecherin. 

Autor:in
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas schreibt seit vielen Jahren für Hinz&Kunzt - seit 2022 als angestellter Redakteur.

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