Woher sollen die Wohnungen kommen, um Wohnungslosigkeit zu überwinden? Darüber wird in Hamburg erneut gestritten. Demo am Donnerstag.
Für eine solidarische, soziale und gerechte Stadt, in der Platz für Alle ist – dafür wollen am Donnerstag anlässlich des „Tags der Wohnungslosen“ in Hamburg neun Initiativen und die Partei Die Linke demonstrieren. Sie fordern unter anderem mehr bezahlbaren Wohnraum und den „konsequenten Ausbau von Housing First“. Beginn ist um 18 Uhr am Heidi-Kabel-Platz, wo die Versammlung nach einem Umzug durch die Innenstadt gegen 20 Uhr mit einer Abschlusskundgebung auch enden soll.
Forderungen, denen sich zahlreiche Wohlfahrtsverbände anschließen: „Die zentrale Herausforderung ist die Bereitstellung von Wohnraum, der vordringlich Wohnungssuchenden vorbehalten ist“, sagt Sandra Berkling von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW), dem Zusammenschluss der Hamburger Wohlfahrtsverbände, und bemängelt, dass der Koalitionsvertrag von Rot-Grün dazu keine konkreten Zahlen nennt. „Dadurch fehlt es an Verbindlichkeit und es steht infrage, wie das von der Bundesregierung ausgerufene Ziel, bis 2030 Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland zu überwinden, in Hamburg auch nur annähernd erreicht werden soll.“
Zahl der Wohnungen für Menschen in Wohnungsnot nimmt ab
Wie groß das Problem ist, macht ein Antrag der Linksfraktion zur Bürgerschaftssitzung am Mittwoch deutlich: Zum Jahresanfang waren 16.148 „vordringlich wohnungssuchende“ Haushalte unversorgt, haben also trotz besonderem Bedarf keine Wohnung vermittelt bekommen. Ihre Situation ist zuletzt auswegloser geworden: Von 2024 bis 2025 hat sich der Bestand der Sozialwohnungen mit einer sogenannten WA-Bindung laut Senat um gut 1500 auf 24.485 verringert, weil die Bindungen nach 15 Jahren auslaufen. Die Linken wollen deswegen in der Bürgerschaft beantragen, dass die städtische Saga jährlich 3000 statt wie im vergangenen Jahr 2100 Wohnungen an Menschen in Wohnungsnot vergibt.
Rot-Grün wird den Antrag ablehnen, wie die sozialpolitische Sprecherin der Grünen in der Bürgerschaft gegenüber der taz sagte. 3000 Wohnungen jährlich für Menschen in Wohnungsnot bei der Saga bereitzustellen sei kurzfristig nicht realistisch, sagte Kathrin Warnecke der Zeitung. Stattdessen wolle die Koalition auch Genossenschaften und private Akteure mit einbeziehen.

Diakonie: Wer arbeitet, muss sich Wohnung leisten können
Auch die Diakonie Deutschland hat die Länder und Kommunen anlässlich des Tags der Wohnungslosen aufgefordert, schnell mehr bezahlbaren Wohnraum zu bauen. „Tempo allein löst die Probleme auf dem Wohnungsmarkt nicht“, sagt Diakonie-Bundesvorständin Sozialpolitik Elke Ronneberger. Sie verweist auf aktuelle Zahlen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, wonach 13 Prozent der Menschen in Wohnungsnot einer geregelten Beschäftigung nachgehen. Bei Menschen mit Migrationshintergrund sind es sogar 20 Prozent. „Wer arbeitet, muss sich auch eine Wohnung leisten können. Das Recht auf Wohnen ist ein Menschenrecht“, meint Ronneberger.
