Notfallseelsorger Till Karnstädt bildet junge Feuerwehr-Sanitäter:innen für ihren Einsatz aus. Einer seiner wichtigen Anlaufpunkte dafür: der Stadtrundgang von Hinz&Kunzt.
Sein Büro ist an zwei Stellen mit Bildern dekoriert. Zum einen schmücken mehrere Fotos aus dem aktuellen Jahreskalender von Hinz&Kunzt die Wand. „Daraus mache ich mir eine Collage“, sagt Till Karnstädt fröhlich. Schräg gegenüber hängt ein großes Poster, darauf drei junge Menschen in Uniform und die Schlagzeile „Feuer im Herzen?“ – das Werbeplakat für die Ausbildung bei der Feuerwehr. Was beide Bilderwelten eint: Sie spielen eine gewichtige Rolle im Leben des Pastors im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Hamburg-Ost.
Der 44-Jährige ist mit vielen Hamburger Wassern gewaschen. Geboren in Rissen, aufgewachsen in Wedel, Studium in der Stadt, Vikariat in Altona, Pastor seit 2013. Nach seinen jüngsten Stationen in Lauenburg, Lübeck und Großhansdorf ist er seit vergangenem Jahr in St. Georg tätig. Seine Stelle teilt sich in zwei gleichrangige Arbeitsgebiete auf. Da ist zunächst die Tätigkeit als Notfallseelsorger im Bereitschaftsdienst: Seine Kolleg:innen und er werden von den Rettungsdiensten gerufen, wann immer etwas Schlimmes passiert ist und akuter Bedarf besteht an empathischer Gesprächsbetreuung – etwa bei Unfällen mit Schwerverletzten oder Toten. Der andere „Job“ Karnstädts: die Schulung junger Notfallsänitäter:innen der städtischen Feuerwehr für besondere Einsatzsituationen. Drei Jahre dauert deren Ausbildung, in der die angehenden Menschenretter:innen mit möglichst vielem konfrontiert werden, was sie später in ihrem stressigen Job brauchen werden. Eine Besonderheit dabei: die bestmögliche Ansprache obdachloser Menschen in Not.
Deshalb steht auch der alternative Stadtrundgang von Hinz&Kunzt (siehe Kasten) stets mit auf dem Stundenplan. Denn, so Karnstädt: „Da lernt man fürs Leben!“ Zwei Punkte des dort vermittelten Wissens sind ihm besonders wichtig. Der eine: Die jungen Rettenden sollen nicht zurückschrecken, wenn sie auch mal rau „begrüßt“ werden. Der Pastor liefert die Erklärung dafür gleich mit: „Nicht wenige Obdachlose haben mit Uniformierten schlechte Erfahrungen gemacht. Und in anderen Ländern haben Rettungsdienste oft sogar polizeiliche Befugnisse. Wir wollen vor Ort schnell vermitteln, dass dem hier nicht so ist und wir uns wirklich sorgen.“ Der zweite Punkt: zu überzeugen, dass wirklich jeder Mensch Hilfe verdient, seien die Lebensumstände im ersten Moment auch noch so abschreckend. „Sich davon trotzdem berühren zu lassen und nicht herablassend zu werden oder abzustumpfen: Wenn das gelingt, ist viel erreicht.“ Besucht werden neben dem Hinz&Kunzt-Stadtrundgang auch die Bahnhofsmission und eine Wohnunterkunft für obdachlose Menschen. Diese massiven Eindrücke, sagt Karnstädt, „hallen in den jungen Menschen lange nach“.
