Hamburg will mit seinem neuen Hitzeaktionsplan die Anzahl hitzebedingter Todesfälle reduzieren. Obdachlose bekommen aber außer Sonnencreme kaum Hilfe bei extremer Hitze.
Der neue Hitzeaktionsplan der Stadt Hamburg enthält kaum Schutzmaßnahmen explizit für Obdachlose. Lediglich Sonnencremespender wollen die Behörden in Notunterkünften und Tagesaufenthaltsstätten aufstellen. Die Straßensozialarbeiter:innen von „Visite Sozial“ sollen laut dem Plan außerdem obdachlose Menschen ansprechen, die ungeschützt in der Sonne liegen. Weitere Maßnahmen wie zum Beispiel gekühlte Räume für Menschen ohne Wohnung oder wenigstens ganztägige Öffnungen der Notunterkünfte an heißen Tagen fehlen.
Dabei betont der Senat, dass wohnungs- und obdachlose Menschen den Folgen extremer Hitze besonders ausgesetzt seien: Im Hitzeaktionsplan wird für sie vor „medizinischen Akutsituationen“ und „UV-Schädigungen, die sogar lebensbedrohlich sein können“ gewarnt. Das sieht auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) so, die anlässlich des „Hitze-Aktionstags“ am 4. Juni warnt: „Fehlender Zugang zu ausreichender Wasserversorgung, ungeeignete Kleidung, unversorgte Wunden – um nur einige Risiken zu nennen – verschärfen die Situation der Menschen bei extremer Hitze“, sagt Geschäftsführerin Sabine Bösing.
Diakonie fordert Sonnenhüte und Wasserflaschen
Die BAG W konstatiert einen „dringenden Handlungsbedarf“ und fordert hitzegerecht ausgestattete Notunterkünfte im Sommer sowie öffentliche Trinkwasserspender und schattige Rückzugsorte für obdachlose Menschen. Die Hamburger Diakonie schließt sich diesen Forderungen an: „Im Bundesvergleich schneidet Hamburg mit 54 öffentlichen Trinkwasserbrunnen schlecht ab“, sagt die Expertin für Wohnungsnotfallhilfe, Stefanie Koch. „Berlin beispielsweise hat mit 240 fast fünf Mal so viele frei zugänglich Trinkwasserbrunnen.“ Viele im Aktionsplan der Stadt genannte Orte, an denen sich Menschen abkühlen oder mit Trinkwasser versorgen können, seien für Obdachlose schwer zugänglich.
Koch schlägt deswegen vor, auf Plätzen und in Parks große Sonnensegel oder Zelte aufzustellen, die Schatten spenden. In öffentlichen Gebäuden sollten kostenlose Wasserflaschen ausgegeben werden. Obdachlose sollten neben Sonnencreme auch Sonnenhüte, leichte Kleidung und Nahrungsergänzungsmittel gegen Dehydration erhalten. Auch wünscht Koch sich mobile medizinische Teams, die Hitzeschäden bei Menschen auf der Straße frühzeitig erkennen könnten.
