Seemannsmission wird 125

Seit nunmehr 125 Jahren ist die Herberge für Seeleute aus aller Welt ein beliebter Anlaufpunkt. Und so wie damals finden die Gäste hier Ruhe und Entspannung, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Felix Tolle. Zugleich erhalten sie Hilfe bei Behördengängen und anderem Papierkram.

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Die Seemannsmission im Krayenkamp ist für viele Seeleute ein wichtiger Rettungsanker.

Vor 125 Jahren, am 15. Juni 1891, begründete Pastor Julius Jungclaussen in Hamburg die erste Seemannsmission als „Hülfskommitee“ für Seeleute, um die „kirchlichen und sittlichen Notstände“ des Seemannslebens zu schützen. Eine wichtige Aufgabe der Mission: Die Seeleute vor Wucher bei der Zimmer- und Arbeitsvermittlung schützen.

Diese Aufgabe nimmt die Seemansmission noch heute wahr. Verändert hat sich, dass heutzutage die Gäste in der Herberge aus mehr als 80 Ländern wie den Philippinen, Kapverden, Ghana und Südafrika stammen. Noch in den 1970er Jahren kehrten mehrheitlich Seeleute aus Deutschland und Österreich ein. Weil sich zudem die Liegezeiten der Schiffe massiv verkürzt haben, sind die insgesamt 83 Einzel- und Doppelzimmer längst nicht mehr so stark ausgelastet. „Manchmal verbringen Seeleute nur wenige Stunden bei uns“, sagt Felix Tolle.

Der 38-Jährige kennt die Herberge im Krayenkamp seit seiner Zivildienstzeit. Damals standen Seeleute noch Schlange für Telefonkarten, erinnert sich der stellvertretende Geschäftsführer. Heute hingegen besitzt jeder ein Handy. Trotzdem haben die Männer auf See wochenlang kaum Kontakt zur Außenwelt. Viele würden sich in der Seemannsmission daher als erstes ins kostenlose Wlan einloggen.

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Felix Tolle von der Seemannsmission kennt die Sorgen der Seeleute und hilft ihnen auch beim „alltäglichen Papierkram“.

Die Seemannsmission sei zugleich aber auch ein Ort der Begegnung unterschiedlichster Kulturen, sagt Tolle. „Wir unterstützen die Seemänner, so dass gar nicht erst ein Gefühl von Heimweh aufkommt.“ Wohl auch deswegen verbringen etwa 1000 Seemänner immer wieder während ihrer Reisen die Nächte in der Mission. Darüber hinaus gibt es 35 Dauergäste, die sich keine andere Unterkunft leisten können. Sie warten auf ihre Rente oder Sozialleistungen und werden von den Mitarbeitern betreut. „Für all diese Seeleute sind wir eine Art Familie“, sagt Tolle.

Davon überzeugen kann sich inzwischen jedermann. Für Touristen, die gerne eine Nacht mit Blick auf den Michel und ein Frühstück mit echten Seemännern am Tisch verbringen möchten, ist die Seemannsmission genau das Richtige. Bereits ab 74 Euro kann man ein Doppelzimmer mit einfacher Ausstattung buchen.

Text: Jonas Füllner
Foto: Mauricio Bustamante