Konrad Grevenkamp : Investor mit Herz

Konrad Grevenkamp verwandelt leer stehende Häuser in Mieter-Paradiese. Wie macht er das? Und warum? Im Interview erzählt er uns von seiner Motivation. Er sagt: „Ich möchte etwas Vernünftiges machen, aber es muss sich auch rechnen.“

hk-grevenkamp-mauricioHinz&Kunzt: Herr Grevenkamp, Sie kaufen alte, meist leer stehende Häuser, sanieren und vermieten sie an Wohngemeinschaften. Machen Sie das aus Nächstenliebe oder weil sie damit Geld verdienen wollen?

Konrad Grevenkamp: Beides trifft zu. Ich möchte etwas Vernünftiges machen, aber es muss sich auch rechnen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ich hatte schon immer ein Faible für Wohngemeinschaften, habe selbst Jahrzehnte in solchen gelebt. Vor zehn Jahren hatte ich Geld angespart und wollte das in Immobilien anlegen. Schon damals fand ich bestimmte Gegenden in Hamburg viel zu teuer. Deshalb habe ich in Wilhelmsburg gesucht. Eines Tages entdeckte ich eine schöne Stadtvilla, die längere Zeit leer stand und bei der klar war, dass sie saniert werden muss.

Warum stand diese Immobilie leer?

Die Firma, die das Haus zuletzt als Büro genutzt hatte, war pleitegegangen. Der vorherige Eigentümer hatte das Haus bei einer Zwangsversteigerung erworben, wusste aber nicht recht, was er damit machen sollte. Das war mein Glück, denn so ist er mit seinen Preisvorstellungen deutlich runtergegangen.

Und was geschah, nachdem Sie das Haus gekauft hatten?

Mein Konzept ist immer, dass ich mir Mieter suche, bevor ich saniere. So kann ich mit den künftigen Bewohnern absprechen, wie das Haus gestaltet werden soll. Heute leben dort 20 Menschen in drei Wohngemeinschaften zusammen.

Bei Ihrem aktuellen Projekt, einem Mehrfamilienhaus mit 1200 Quadratmeter Wohnfläche, stecken Sie 1,7 Millionen Euro in die Sanierung. Wieso rechnet sich das trotzdem für Sie?

Zum einen, weil die Immobilie attraktiv ist. Für die werde ich immer Mieter finden. Zum anderen, weil wir auf Fördermittel zurückgreifen. Wir schaffen Wohnraum für 40 Menschen mit geringem Einkommen, mit Mieten von sieben Euro den Quadratmeter. 287.000 Euro bekommen wir deshalb als Zuschuss in einem Zeitraum von zehn Jahren. Und hoffentlich auch ein zinsgünstiges Darlehen für die energetische Modernisierung.

Was haben Sie für dieses Haus bezahlt?

Das fällt unter Geschäftsgeheimnisse. Ich kann Ihnen aber sagen, dass ich vor zehn Jahren nur die Hälfte bezahlt hätte.

Inzwischen haben Sie mehrere leer stehende Gründerzeithäuser saniert und vermietet. Warum folgen andere Investoren nicht Ihrem Vorbild?

Sicherlich haben andere höhere Renditeerwartungen. Und ich kann die Prozesse sehr schlank halten, weil ich ein eigenes Bauunternehmen habe.

Was zahlen Ihre Mieter?

260 bis 300 Euro pro WG-Zimmer, je nach Größe, inklusive Betriebskosten und Heizung. Das ist nicht viel. Andere Investoren ziehen Apartments für Studenten hoch und verlangen das Doppelte. Und meine Miete steigt immer nur in dem Maße, wie die Verbraucherpreise steigen. Damit fahren die Mieter in diesen Zeiten sehr gut. Man muss sehen: Meine Häuser sind meist Altbauten. Sie haben Charme, aber es ist halt nicht alles neu. Das Haus zum Beispiel, das wir derzeit sanieren, ist etwas abgesackt. Das bedeutet: Die Fußböden werden etwas schräg bleiben.

In Hamburg stehen eine Menge Wohnhäuser und Büros leer. Verdienen die Eigentümer auf diese Weise Geld?

Mit Leerstand kann man fast nie Geld verdienen, weil das totes Kapital ist. Außer man setzt darauf, dass man die Immobilie in ein paar Jahren besser verwerten kann. Dann lässt man die Fenster offenstehen, damit das Haus immer mehr vergammelt und irgendwann in einem Zustand ist, in dem man es ab-reißen darf und auf dem Grundstück mit einem Neubau mehr Quadratmeter realisieren kann – also auch mehr Mieteinnahmen.

Sie selbst planen derzeit ebenfalls einen Neubau, auf dem Gelände des ehemaligen Rialto-Kinos

Ja. Eine Sanierung machte keinen Sinn. Wir müssen das Gebäude leider abreißen und neu bauen. Auch hier werden Menschen in Gemeinschaften zusammenleben, ein Teil wird sicher geförderter Wohnraum. Wir sind derzeit auf der Suche nach einer Wohngruppe. Ob die das Haus später mieten oder kaufen, wird sich zeigen. Ich bin offen für alles.

Es gibt viele sozial engagierte Menschen mit Vermögen, die gerne sinnvoll investieren möchten. Können die Ihrem Beispiel folgen?

Man kann das nicht ohne Erfahrung machen. Aber ich berate gerne andere oder mache etwas mit ihnen gemeinsam, wenn es passt.

Konrad Grevenkamp, 60, ist gelernter Diplom-Psychologe. Nach dem Studium -baute er mit Freunden einen alten Bauernhof zu einer Bildungs- und Tagungsstätte um. Später arbeitete er als Geschäftsführer der „taz Hamburg“ und des „Bergedorfer Impuls“, eine Einrichtung, die psychisch kranke Menschen in den Arbeitsmarkt integriert. Seine Firma „impuls 21 Baugesellschaft“ beschäftigt zehn Mitarbeiter.

Interview: Ulrich Jonas und Jonas Füllner
Foto: Mauricio Bustamante